Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 10. April 2014

Heldentat?

Heldentaten sind Taten, die man im Bewusstsein der Gefahr begeht, denke ich mal. Insofern war, was mir heute zustieß, keine Heldentat, sondern schlichtes "Durchhalten". Aber elend genug war es auch! Als ich mit dem Rad bei ca. 14 oder 15 Grad und Sonnenschein losfuhr, regnete es ganz sanft- fast wie ein Sommerregen. Der Himmel sah nicht beunruhigend aus und so fuhr ich weiter. In Kosice- Bela war ich nach einer Stunde bei 18,6 km/h. Das verhieß eine gute Zeit. Etwa auf Höhe des Ruzin zogen sich dann Wolken zusammen und brachen nach wenigen Minuten förmlich auseinander, woher denn wohl die Rede vom Wolkenbruch stammen mag. Das "Klack, Klack, Klack" auf dem Helm kündete von Eisregen, nach ein paar Metern Sicht ging alles andere in das Milchweiß zerstäubender Regentropfen über. Nebel wohl auch, denn schlagartig fiel die Temperatur auf... Ich weiß nicht, auf wieviel Grad sie fiel, aber nachdem ich zuerst das Gefühl in den erfrorenen Daumen verloren hatte, fielen die kleinen Finger aus und das Ganze kroch von Glied zu Glied. Von unten spritzte das Wasser an die Waden und immer öfter rutschten die Füße von den Pedalen. Die Beinen froren nicht, die Muskelmasse liefert bei Belastung Energie genug; das traf im Prinzip auch auf den Oberkörper zu, der in einem völlig durchnässten Neopren- Teil stak, es aber schaffte, das Wasser zwischen den Trikotschichten so zu erwärmen, dass es nicht wirklich kalt wurde. Aber die Hände... Das Schalten wurde immer komplizierter; zum Glück hatte ich die größten Anstiege hinter mir und kam im Wesentlichen in der höchsten Übersetzung durch. Über eine Stunde währte das Elend, verschärft noch durch die Wasserduschen vorbeifahrender Autos. Im Falle von LKW haut es einen dabei fast vom Rad und die Wassertropfen stechen wie feine Nadeln. Ich sehnte die letzten Anstiege herbei, denn bei verringertem Fahrtwind und erhöhtem Herzschlag "erholten" sich die Finger etwas. Ich blies und blies und wollte sie wärmen, aber das wurde nix. Erst ca. 10km vor Kosice ließ der Regen nach und es wurde wieder etwas wärmer. Kaum im Ort angekommen, schien eine milde Abendsonne und die staubtrockenen Straßen kündeten vom Ausbleiben der Regens hier! Ich kam total erfroren, aber doch froh, zu Hause an und konnte dort nur mit großer Mühe die Tür öffnen. Die Finger wollten die Schlüssel nicht recht fassen! Nach einer halben Stunde im heißen Bad war ich dann aber wieder Mensch und staunte über die Zeit: Ohne strebend getreten zu sein und mit großer Kraftreserve am Schluss war ich doch mit ca. 2h 45' auf den 60 km deutlich unter drei Stunden geblieben! Dieses Jahr war ich noch nicht schneller und anders als beim letzten "Rekord" von 2h 50' (Sonnabend letzter Woche) plagt mich dieses Mal kein Muskelkater! Da kann man stolz sein. Aber so eine Regenfahrt brauche ich sobald nicht wieder...

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