Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 24. Januar 2015

Kosice an einem stürmischen Sonnabend

Die Nachrichten melden den Beginn eines (des?) Krieges in der Ukraine, die Medien streiten weiter über Pegida und ich gehe mit Fotoapparat spazieren. Das Wetter ist stürmisch, aber sonnig und ein bisschen wie im frühen Frühling (ca. 3 Grad). Von Schnee und Eis keine Spur. (Bild oben- der Kanal in Sichtweite meiner Wohnung)

Das erste, was mir wieder in den Blick kommt, ist ein Schrottsammler. Ich kenne ihn schon. Er bewegt sich langsam und kann seine Karre kaum noch schieben. Ausdruckslose Augen in einem verwitterten Gesicht. Leichter Tinnitus. Alkoholiker? Er riecht nicht nach Alkohol. Egal, kein Gewinner der Geschichte geht da seinem Tagwerk nach. (Bild zwei)

An der Hauswand gegenüber (Bild drei): Reklame für das Referendum zum "Schutz der Familie" Anfang Februar. Nein, das Auseinanderbrechen der Familien durch Globalisierung, Arbeitsnomadentum und Scheidung, Arbeitslosigkeit und Mini- Renten usw. ist nicht gemeint. Die Familie, wie glücklich sind doch Mutter, Vater, Sohn und Tochter, ist bedroht durch schwul- lesbische Heiraten und die Möglichkeit, Kinder durch gleichgeschlechtliche Paare erziehen zu lassen! Wahrscheinlich sterben die (weißen) Slowaken deswegen aus! Klar, die Gegenseite schafft es nicht mit Werbung für sich und die eigenen Träume an die Häuserwände...


Tristesse ist nicht neu. Die Garagensiedlung (zweites Bild von unten) stammt sicher aus der Zeit, als man seinen Skoda 120 S hier einstellte. Ängste gab es damals auch: Das schmucke Stück könnte verrorsten, morgens nicht mehr anspringen, von Neidern beschädigt oder gar geklaut werden. Also Blechtür davor und ein Dach oben drüber. Egal, wie es aussieht. Sind es dieselben Ängste wie heute? In meinem Haus, alles Zweiraumwohnungen mit 2 bis 4 oder 6 (?) Bewohnern, bei den Leuten mit dem ewig kläffenden Hund habe ich die Übersicht verloren, wer dort wohnt und wer evtl. nur ein in der Nähe wohnender Verwandter ist, ist meine Tür die einzige Nicht- Sicherheitstür mit Sensor- Kamera- Technik statt Guckloch. Auch sonst hat man Angst bis in die zweiten Etagen. (Bild unten) Wird wirklich so viel gestohlen? Die Zeitungen meldeten am Freitag den Rückgang der Kriminalitätsrate auf den niedrigsten Stand seit der Wende. Wird man also die Gitter abrüsten und sie dem Schrottsammler schenken? Wohl nicht. Zu weit auseinander sind reale und gefühlte Bedrohung. Komisch, bei der realen Kriegsgefahr ist es genau andersherum: Je realer die Gefahr, umso mehr ist sie den Leuten egal! Man muss eben ihr ganz persönliches Eigentum bedrohen, dann werden sie hellhörig. Nur dann? Traurige Welt aus Egoismus und schlichtem Denken!





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