Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 25. Juni 2015

Masken und Spiegelungen- ein Integrationsprojekt 4. Tag

Leider begann der Tag für Sonia, Jutta und mich schon um 07.00 Uhr. Ein Elend, dass die Slowaken so früh arbeiten! Wir gingen zur örtlichen Schule und baten dort die stellv. Direktorin um Publikum. Gar kein Problem. In der letzten Schulwoche passiert ja eh nix mehr. Zwei gemischte Klassen würden kommen, vielleicht 35- 50 Schüler. Genau wüsste man das nicht, weil Viele schon nicht mehr zur Schule kämen. Naja, anderntags waren dann 23 da- der Rest macht schon Ferien. ;-) Aber egal.

Da alles so schnell geklappt hatte, setzten wir uns auf die Terrasse und tranken bis zum Frühstück Kaffee. Ich begann Sonia auszufragen, wie das so ist mit den Roma. Ja, die Mädchen heiraten früh. Warum? Nun, die kleine Ivana z.B. lebt mit einer 9-köpfigen Familie in einem Zwei- Zimmer- Holzverschlag und möchte so schnell wie möglich dort weg. Ein Mann scheint zumindest ein Weg, die Familie hinter sich zu lassen. Boris kam hinzu und sprach über das Inzest- Problem. Es sei so schlimm, dass nun - zusammen mit den im frühkindlichen Alter "vergifteten" Kindern - fast 60% der Einzuschulenden geistige und körperliche Einschränkungen hätten. Das sei seine Klientel. Aber es sei hoffnungslos. Vielleicht könnten die Kinder nach dem Ende der Schule einfache Handarbeiten ausführen, aber wer brauche die? Viele lernen in der Grundschule (bis zur 8. Klasse) kaum ihren Namen schreiben. Ich fragte nach der internen Organisation der Roma- Community, nach dem Vorgehen bei Rechtsbrüchen oder Verletzungen der eigenen ungeschriebenen Gesetze. Sonia begann zu "schwatzen". Ich kam nicht mehr mit und schaute ratlos auf Jutta. Die zuckte mit den Achseln und meinte, sie verstünde nicht, wovon Sonia redet. Helmut kam hinzu und fragte, wer der "Vajda" der Gruppe sei. Es gäbe keinen, so Boris. Später klärte uns Helmut auf, dass der Vater von Boris der Boss sei. Wir hatten verstanden, dass Sonia viel erzählt und nichts gesagt hatte, weil die Roma nun mal Fremden keinen Einblick in ihre Angelegenheiten gewähren. Oder doch? Helmut, der viele von ihnen kennt, sprach Boris beim Frühstück noch einmal an und fragte ganz konkret nach der Rolle von diesem und jenem. Wir erfuhren immerhin, dass Boris' Familien- Clan einst der größte war und daher den Vajda stellen durfte. Er wurde zornig und verneinte noch einmal, dass sein Vater Einfluss auf die Geschickte der Gemeinschaft habe. Die alten Sitten wären alle kaputt und man hielte nicht mehr wie früher zusammen. Sonia kolportierte, wie man über kleine Kreditgaben andere ausnutze. Und Boris wurde bitter, als ich nach dem "Warum" der zerbrechenden Sozialstruktur fragte? - "Weil der Hass unerträglich geworden ist. Wir hassen uns alle!" Danach herrschte Schweigen am Tisch...


Was man angefangen hat, soll man beenden. Also wurden am Vormittag die Masken bemalt. Egal, ob wir sie brauchen werden oder nicht. So hat jeder immerhin eine Erinerung! (Bild 1- 3) Dann ging es voller Elan an die Proben. Nichts klappte, aber alle wollten, dass es klappt. Es wurde gelacht und die Schüler kamen mit eigenen Ideen und Vorschlägen: "Helmut, Helmut!" - "Jenny, Jenny", so rief es von überallher. Meine Großen (auf dem zweiten Bild Adriana) machten Interviews und schrieben am Blog. Sie filmten auch, fotografierten und machten mit. Am Ende waren sie Bestandteil des Programms. Diana führte und erzählte die Story, Tomas war ein genialer betrunkener Vater, der seine Kinder um ein gutes Leben betrügt, Martin und Adriana tanzten mit allen zusammen unter Jennys Leitung. So waren sie die Großen und doch ganz dabei. Die Romnija erschienen schon in ihren Kostümen (viertes Bild) und auch die slowakischen Schülerinnen hatten sich für ihre Performance schwarze Leggins angezogen. (Letztes Bild) Auf dem letzten Bild ist Jenny (blaue Jacke, im Hintergrund) zu sehen, die unermüdlich powerte und alle nach vorne trieb!

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