Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 8. März 2021

Autostadt Chisinau

Auf der anderen Seite von meinem "Wäldchen", in dem meine Schüler nach eigener Aussage "wandern" gehen (Bild unten), soll "Kaufland" sein. Gut, ich schaue mir das mal an.

Erste Beobachtung: Mit dem Auto kann man dorthin kommen; mit dem Bus ist es eine Weltreise, weil es keine direkte Verbindung gibt. Aber zu Fuß kommt man in 35 min hin, wenn man denn ankommt. Quer durch das Wäldchen geht es jedenfalls nicht, das wären höchstens 15 min; nein, man muss außen rum. 

Mich wundert nun nicht mehr, dass mein Vorgänger auf der Straße schwer von einem Auto angefahren wurde. Es gibt zwischen den Wohngebieten einfach keine Fußwege. Gar keine! (Bild oben) 

Wer denkt, die kommen noch und ich habe nur eine Baustelle fotografiert, der irrt. Auch in den älteren und schon wieder verkommenen Bauabschnitten gibt es keine Fußgängerwege. Wie auch bei mir vor dem Haus fällt man aus der Haustür direkt auf einen Betonweg, der von Autos und Fußgängern gemeinsam genutzt wird. (Bild unten) Aus den ehemaligen Kinderspielplätzen sind längst Parkplätze geworden. Das sieht dann so aus, dass selbst Polizisten im Angesicht herumtobender Kinder (in meinem Hinterhof befindet sich eine Grundschule) die Geschwindigkeit ihres Fahrzeugs keineswegs reduzieren, sondern hupen und aus dem Fenster auf die Kinder einschimpfen, sie sollten besser aufpassen... 

Das alles erinnert sehr an das Prinzip der Dorfstraße zu einer Zeit, als nur der KGB einen klapprigen Moskwitsch hatte und zwei Mal in der Woche das Milchauto kam. Offensichtlich vermisst die ehemals dörflliche Bevölkerung auch ihre Gärten am Haus, was man auf Bild zwei sehen kann. Was da so kurios aussieht, hat aber doch seinen Sinn, denn diese "Skulpturen" verhindern (vielleicht), dass alles angepflanzte Grün gleich wieder zertrampelt oder kaputt gefahren wird. 

Immerhin fand ich "Kaufland", wo sich die Menschen durch die Reihen schoben. Das Angebot ist in der Tat vielfältiger, als im "Nr.1" oder bei "Linea", die hier Marktführer sind. Mich nervt das nur und ich ging wieder. Einzig die Nussmischungen hätten mich gereizt, weil es sie sonst nirgends gibt. Allerdings sind 6 Euro pro Tüte "Seeberger Nussmischung" auch ein etwas stolzer Preis... 

Wie man es auch dreht und wendet, aus deutscher Sicht wird das neue

Wohngebiet auch mit "Kaufland" nicht schöner. (Bild drei) Was soll ich sagen, wenn ich demnächst wieder gefragt werde, wie mir Chisinau gefällt? Jeder Mensch liebt seine Heimat, das Problem entsteht aber immer dann, wenn man nichts anderes kennt und glaubt, "bei mir zu Hause ist es am schönsten". So oft habe ich nun schon das Loblied auf das schöne Moldawien gelesen, aber ich habe die Schönheiten noch nicht entdecken können. 

1 Kommentar:

Coffee Pinewood hat gesagt…

Man könnte jetzt unken, dass auch diese Hässlichkeit was faszinerendes hat. :-) Denk immer daran: Wichtig sind letzlich nur die Menschen.

Grüße aus Berlin.
Daniel