Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 3. Juni 2022

23. 05. Vorletzte Stunde in den 9. Klassen

Am 25. 05. war letzter Schultag für die 9. Klassen, die danach in die Vorbereitungszeit auf ihre Abschlussprüfungen gehen. Wir haben also in den Tagen vorher nicht mehr wirklich was gemacht. Leider wollen mich meine Besten verlassen und gegen Geld in Studienkollegs weiter lernen. Dabei hatte ich an Nicoleta und Ion viel Spaß. Sie waren nicht mal sehr gut in Deutsch, aber kreativ und aufgeweckt (Nicoleta- oben links hinten) und ruhig und überlegt (Ion- oben rechts hinten). Roze- Maria und Laurentiu bleiben vielleicht.

Dasselbe hoffe ich auch von Bogdana (unten links vorne), deren Vater in Deutschland arbeitet und die in diesem Jahr von fast Null bis zum DSD I und am Ende vielleicht schon auf Niveau B2 kam. Ich würde bedauern, wenn sie geht. Bei Dumitrita, Computer- Nerd Richard (rechts- hinten) und Sandu entscheiden die Noten, ob sie bleiben. Aber Richard hat wohl eher keine Lust, weiter Deutsch zu machen. Na, mal sehen... 

 

16.05. 2022 - Klasse 11 b beim Test (Schriftliche Kommunikation)

Natürlich habe ich wieder die schriftlichen Einverständniserklärungen der Eltern nicht eingeholt, was nun wohl... - ja, wozu führen wird? Keine Idee.

Letztens habe ich einen Haufen Arbeit darauf verwendet, auf Ansinnen der Botschaft, die eine Fotoausstellung "30 Jahre Zusammenarbeit Deutschlands mit der Moldau" machen wollte, Bilder von vergangenen Events an der Schule aufzufinden, zu bearbeiten und sie dem Kollegen zur Verfügung zu stellen. Kurz vor der Fertigstellung kam dann die Mitteilung, dass man die Bilder nicht veröffentlichen könne, wenn ich nicht die Datenschutzerklärungen nachliefern könnte- hm, das wären etwa 320 Stück von Leuten gewesen, die z.T. längst im Ausland studieren oder arbeiten und die ich nicht mal kenne. (Man hätte sie auch auf den Fotos identifizieren müssen!) Selbst von der aktuellen Schülerschaft hätte ich mir das bei ca. 120 Diplomand/innen aktuell nicht ans Bein gebunden. Und so gibt es von der ZfA keinen Beitrag.

Na, wie dem auch sei. Hier sind jedenfalls Schüler/innen zu sehen, die im nächsten Schuljahr die Prüfungen zum DSD II ablegen wollen. Bisher rechne ich mit ca. 30 Kandidat/innen. Auf den Bildern gut zu sehen ist die empfindliche Kühle in meinem Kellerloch. Selbst im Mai sitzen die "Kleinen" in Jacken und Mänteln und die Rate der Erkälteten war hoch. Ok, ist schon Geschichte. ;-) 
 

Mittwoch, 1. Juni 2022

20.05.2022 - Gruppenarbeit in der 10b

Nicht mehr alle aus der 10 b sind da, aber die, die da sind, arbeiten intensiv und interessiert, freuen sich, dass es in dieser Stunde keinen Test gibt. Der Leistungsdruck am LT Kogalniceanu ist absurd hoch. Man sitzt bis tief in die Nacht und lernt für die Tests. Nichts sonst zählt. Trotzdem versuchen alle meine Schüler/innen die Formulierung einer eigenen Meinung und wissen, was "Argumentieren" bedeutet. 

Am LT Eliade, auch eine meiner DSD- Schulen, scheint der Drill noch höher, weshalb die Schüler/innen dort grammatisch und im Wortschatzbereich viel besser als meine sind. Aber sie sind durchgängig (!) nicht in der Lage, eine Argumentation mit anschließender Formulierung einer eigenen Meinung zu schreiben. Es ist absurd, aber sie verweigern das sogar. "Man muss", "man soll", "man darf nicht"... - aber nie auch nur einen Satz zum "Warum nicht?". Bei den mündlichen Prüfungen sah das so aus: "Was könnte man an deiner Schule verbessern und warum denkst du so?" - "An meiner Schule ist alles gut." Und nun reproduziert sich das in den schriftlichen Arbeiten. Die Kandidat/innen werden bestehen, weil sie sprachlich gut sind, aber sie riskieren doch ein "Thema verfehlt", weil die Aufgabenstellung die Formulierung einer eigenen Meinung fordert. Ob ich das bis November noch schaffe? Na, mal sehen...
 

Dienstag, 31. Mai 2022

18.05.2022 Andys Pizza und Gagauz am Afghanistan- Platz

Das Wetter ist seit Mitte Mai schön und warm. Durchgehend über 20, ab und an bis 28 Grad. Meine "Kleinen" schreiben an einem Text zwei Schulstunden, weil die aber nicht als Doppelstunde verfügbar sind, habe ich nichts zu korrigieren, bis auch der zweite Tag vorbei gegangen ist. Ansonsten findet Schule nicht mehr wirklich statt. Zum Unterricht kommen nur noch Schüler/innen, die Lust an Deutsch haben und auf eine Stunde "freie Diskussion" zu selbstgewählten Themen warten. Die anderen pauken in jeder verfügbaren Minute für Rumänisch, Mathe oder Biologie. Wie so oft sind diejenigen, die nicht gut in Deutsch sind, auch schwach in anderen Fächern. So sitzen die da, die Mathe können und Deutsch auch. Macht Spaß und spart Vorbereitungen, Material usw. 

Die Noch- Freizeit nutze ich nach dem Unterricht für ein Bierchen im Freisitz von "Andys Pizza" (Bild oben) oder dem des "Gagauz" (Bild unten). Beide Restaurationen liegen einander gegenüber und bieten einen Blick auf das Afghanistan- Denkmal und die dort spielenden oder die Tauben fütternden Kinder. So kann man Leben genießen. 

Außerdem haben sich meine Debatten- Gruppen angesagt. Am Donnerstag gehe ich mit den Mädels aus der 11. zu "Andys" und am Freitag mit den Jungs und Mädchen aus der 10. auch zu "Andys", allerdings zu dem zweiten Lokal der Kette etwas weiter unten auf der Moskowa- Str. Alles gut also.

15.05. 2022 - Europatag in Chisinau

Auf dem Platz gegenüber vom Triumphbogen (Bild oben) hatten die europäischen Botschaften und diverse NGOs und Hilfsorganisationen, der DAAD, das Goethe- Institut usw. ihre Stände aufgebaut. Wir waren als Schule eingeladen, aber welcher Lerner geht am Sonntag in die Stadt, wenn ab Montag die Saison der "großen Klassenarbeiten" (Teze) eröffnet ist? Ich habe keine Schüler/innen getroffen. Aber am deutschen Stand fand ich Götz und Haro (Bild unten), die gegen Mittag ihre Schicht beenden konnten. Wir wollten nur kurz mal was essen gehen, blieben dann aber doch bis 17.00 Uhr bei schönem Wetter in einem Freisitz und nahmen die lateinamerikanische Geschichte durch. Haro ist ja Venezolanerin. Schöner Nachmittag und eine willkommene Abwechslung im zuletzt doch schon etwas nervtötenden Einerlei der Schule. Außerdem Krafttanken vor der Korrektursaison. 
Die damals noch kommenden zwei Wochen bestanden nur aus Korrekturen. In jeder Klassenstufe waren die Kleinen zu quälen, mindestens zwei große Klassenarbeiten pro Tag- so will es das Gesetz. Und für die Kolleg/innen und mich begann gleichzeitig die Klassenbuchmalerei. Was für ein Elend...

 

08. 05. 2022 - Tag des Sieges

Das hat mich doch interessiert und ich bin extra um die Mittagszeit in die Stadt gegangen. Im letzten Jahr war die Stadt voller Auto- Corsos mit russischen und Sowjetflaggen und überall standen Grüppchen von Leuten mit Soldatenkäppi in der verblichenen Farbe der Sowjetarmee herum. Russen offensichtlich. Rumänischsprachige Moldauer gab es kaum.
Letztere fehlten auch in diesem Jahr im Stadtbild. Als Rumäne hat man am 08. 05. eben nichts zu feiern. Aber auch die Russen haben sich merklich zurück gehalten. Es gab keine (!) einzige russische Fahne in der Stadt, obwohl das Polizeiaufgebot sehr überschaubar, sprich eigentlich nicht da war. Sowjetfahnen (Bild oben) gab es, aber alle waren durch Aufschriften, die sie als Erinnerungsstück an den Krieg kennzeichneten, verfremdet. Es scheint, als ob die russischsprachigen Moldauer doch keine Lust auf Anschluss ans "Mutterland" haben. Gut so.
Ansonsten bin ich zum Friedhof gegangen, um zu sehen, was so los ist. Unterwegs machte ich den Schnappschuss (Bild Mitte) vom Wohnsilo in der Altstadt. Natürlich soll dort nicht höher als zwei Etagen gebaut werden, aber wenn man Minister ist oder sonstwie Einfluss hat... Bin gespannt, ob man die Reste der Altstadt retten und ein bisschen angenehm als "Zentrum" umgestalten wird. Anfänge gibt es. Auf dem Friedhof viele Leute mit Blumen, die an den Gräbern etwas aßen und ihren Wodka tranken. Das kannte ich schon. Interessant das Grabmal mit dem Buch (Bild unten). Vielleicht ehrt es zu Sowjetzeiten umgekommene moldauische Intellektuelle und Schriftsteller? Ich habe es nicht herausgefunden, allerdings auch nicht wirklich nach einer Erklärung gesucht. Das Wetter war schön und so bin ich im Anschluss an den Spaziergang mit Haro was essen gewesen. Die musste mir die Sprachdiplome übergeben, die endlich an der Botschaft eingetrudelt sind. Die Schüler/innen hat's am Dienstag (Montag war noch frei) gefreut. 


 

30.04.2022- Sachen packen

Wieder mal Provokationen in Transnistrien. Im Fernsehen verkündet ein russischer General, Transnistrien - oder die Moldau (was völkerrechtlich immer noch dasselbe ist) - sei Kriegsziel der Russen. Wieder mal Aufregung in den Medien, an der Schule und bei der ZfA. Ausreisen? Kommt immer noch nicht in Frage. Aber ich packe wieder meinen Notfallkoffer und gleich noch ein paar Sachen, die ich in Suceava lassen will, sollte ich doch hier weg müssen. Ein paar Tage später hat sich die Lage wieder beruhigt. Ich trete trotzdem in Verhandlungen mit meiner Firma ein, was mir blüht, wenn ich den Einsatz hier im September nicht mehr antreten kann oder irgendwann danach beenden muss. Noch immer glaube ich, dass wir sicher sind, solange Odessa ukrainisch ist.