Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Samstag, 24. Januar 2015
Kosice an einem stürmischen Sonnabend
Die Nachrichten melden den Beginn eines (des?) Krieges in der Ukraine, die Medien streiten weiter über Pegida und ich gehe mit Fotoapparat spazieren. Das Wetter ist stürmisch, aber sonnig und ein bisschen wie im frühen Frühling (ca. 3 Grad). Von Schnee und Eis keine Spur. (Bild oben- der Kanal in Sichtweite meiner Wohnung)
Das erste, was mir wieder in den Blick kommt, ist ein Schrottsammler. Ich kenne ihn schon. Er bewegt sich langsam und kann seine Karre kaum noch schieben. Ausdruckslose Augen in einem verwitterten Gesicht. Leichter Tinnitus. Alkoholiker? Er riecht nicht nach Alkohol. Egal, kein Gewinner der Geschichte geht da seinem Tagwerk nach. (Bild zwei)
An der Hauswand gegenüber (Bild drei): Reklame für das Referendum zum "Schutz der Familie" Anfang Februar. Nein, das Auseinanderbrechen der Familien durch Globalisierung, Arbeitsnomadentum und Scheidung, Arbeitslosigkeit und Mini- Renten usw. ist nicht gemeint. Die Familie, wie glücklich sind doch Mutter, Vater, Sohn und Tochter, ist bedroht durch schwul- lesbische Heiraten und die Möglichkeit, Kinder durch gleichgeschlechtliche Paare erziehen zu lassen! Wahrscheinlich sterben die (weißen) Slowaken deswegen aus! Klar, die Gegenseite schafft es nicht mit Werbung für sich und die eigenen Träume an die Häuserwände...
Tristesse ist nicht neu. Die Garagensiedlung (zweites Bild von unten) stammt sicher aus der Zeit, als man seinen Skoda 120 S hier einstellte. Ängste gab es damals auch: Das schmucke Stück könnte verrorsten, morgens nicht mehr anspringen, von Neidern beschädigt oder gar geklaut werden. Also Blechtür davor und ein Dach oben drüber. Egal, wie es aussieht. Sind es dieselben Ängste wie heute? In meinem Haus, alles Zweiraumwohnungen mit 2 bis 4 oder 6 (?) Bewohnern, bei den Leuten mit dem ewig kläffenden Hund habe ich die Übersicht verloren, wer dort wohnt und wer evtl. nur ein in der Nähe wohnender Verwandter ist, ist meine Tür die einzige Nicht- Sicherheitstür mit Sensor- Kamera- Technik statt Guckloch. Auch sonst hat man Angst bis in die zweiten Etagen. (Bild unten) Wird wirklich so viel gestohlen? Die Zeitungen meldeten am Freitag den Rückgang der Kriminalitätsrate auf den niedrigsten Stand seit der Wende. Wird man also die Gitter abrüsten und sie dem Schrottsammler schenken? Wohl nicht. Zu weit auseinander sind reale und gefühlte Bedrohung. Komisch, bei der realen Kriegsgefahr ist es genau andersherum: Je realer die Gefahr, umso mehr ist sie den Leuten egal! Man muss eben ihr ganz persönliches Eigentum bedrohen, dann werden sie hellhörig. Nur dann? Traurige Welt aus Egoismus und schlichtem Denken!
Freitag, 23. Januar 2015
Rossinis "La Cenerentola" in Kosice
Klein, aber fein- das Kosicer Opernhaus. Das Gebäude habe ich oft bewundert und mich in der verstaubten Pracht (Bild oben) wohl gefühlt. "Inhaltlich" gab es bisher allerdings keine Höhepunkte. Das ist eben alles solide und ein bisschen verstaubt wie das Haus. So habe ich es ja schon oft angetroffen im "Osten" Europas...
Heute nun Rossini. Das Orchester spielte solide ;-) , die stimmlichen Leistungen gaben zu keiner Kritik Anlass. Alles war "rund" und wenig aufregend, wenn da nicht die Idee gewesen wäre, Oper und Puppentheater zu einer "Oper für Kinder" zu verquicken. Auf der Bühne (Bild in der Mitte) fand alles "doppelt" statt. Jeder Sänger hatte auch seine (von Schauspielern in schwarzen Kutten geführte) beinahe lebensgroße "Puppe" als Pendant dabei und sang ins Publikum oder im "Verbund" mit seinem Marionetten- Abbild. Die Puppen durften sprechen und so die auf Italienisch gesungene Handlung erklären. Wie im Puppentheater üblich, gab es hier auch manch derben Spaß, den sich die Opera Buffo in ihrer antiquierten Form so wohl nicht leisten würde. Es gab Lacher beim Premierepublikum, das - leider - aus zumeist älteren Stammgästen bestand. Nur wenige Besucher hatten ihre Enkel oder Kinder mitgebracht. Diese schauten allerdings gebannt auf das Bühnengeschehen. Das Konzept ist mithin aufgegangen. Bloß: Wer nimmt seine Kinder schon mit in die Oper, wenn die Aufführung von 19.00- 21.00 Uhr dauert?
Überhaupt: Wer spricht von Kindern? Sogar ICH habe mitgeholfen, den Altersdurchschnitt zu senken. Theater als Auslaufmodell auch hier? Wenn der große Kronleuchter (Bild unten) weiter strahlen soll, bedarf es mutigerer Konzepte und anderer Ideen, als Schul- Theater- Aufführungen. Vielleicht waren die Puppen heute ein Anfang? Dem Theater wäre es zu wünschen!


Mittwoch, 14. Januar 2015
Auswandern?
Manchmal packt mich so eine Lust: Man müsste sein Bündel schnüren und auswandern! Aber wohin? Wo du auch hinkommst, die Dummen sind immer schon da!
Man sieht: Flucht ist keine Lösung. Mit Goethe könnte man sagen, uns bleibt nur zu wirken, wo uns das Leben nun mal hingestellt hat. Aber nicht - würde Schiller ergänzen - ohne den Blick auf das große Ganze und nicht ohne leitende Idee! Wie man es auch nimmt, es läuft auf's Gleiche hinaus: Die Zwänge des Alltags legen tätigen Humanismus als einzige Lösung nahe, wenn man nicht im (Bürger)Krieg untergehen will, und nur mit einer humanistischen Idee kann man im Alltag an seiner Verhinderung arbeiten. Oder, um es mit Schiller zu sagen: Aller konsequenter Realismus ist Opportunismus, aber jeder konsequente Idealismus wird Terrorismus. Was tun? Der Realist muss eben mehr Idealist und der Idealist mehr Realist werden. (Über naive und sentimentalische Dichtkunst) Daran ist zu arbeiten!
Man sieht: Flucht ist keine Lösung. Mit Goethe könnte man sagen, uns bleibt nur zu wirken, wo uns das Leben nun mal hingestellt hat. Aber nicht - würde Schiller ergänzen - ohne den Blick auf das große Ganze und nicht ohne leitende Idee! Wie man es auch nimmt, es läuft auf's Gleiche hinaus: Die Zwänge des Alltags legen tätigen Humanismus als einzige Lösung nahe, wenn man nicht im (Bürger)Krieg untergehen will, und nur mit einer humanistischen Idee kann man im Alltag an seiner Verhinderung arbeiten. Oder, um es mit Schiller zu sagen: Aller konsequenter Realismus ist Opportunismus, aber jeder konsequente Idealismus wird Terrorismus. Was tun? Der Realist muss eben mehr Idealist und der Idealist mehr Realist werden. (Über naive und sentimentalische Dichtkunst) Daran ist zu arbeiten!
Ich bin nämlich Rassistin
Am vorigen Samstag erklärte der slowakishe Außenminister Lajčák in einer Talkshow das Konzept der "multikulturellen Gesellschaft" für gescheitert und nannte die Einwanderungspolitik westlicher Länder "naiv". In einem Land, in dem man kaum irgendwo einen Döner kaufen kann, empfinden viele meiner Gesprächspartner/innen "die Türken" als größte Gefahr für Europa und insbesondere für Deutschland. Ihre "Vermehrungsrate" wird hier meist direkt ins Verhältnis zu derjenigen der einheimischen ziganen Minderheit gesetzt. Dazu meinte heute eine ansonsten nette und nicht eben dumme Schülerin in der Diskussion zu ihrem Prüfungsbeitrag zu den "Nationalen Minderheiten" in Deutschland und der Slowakei lakonisch, sie sei eigentlich Rassistin und als solche für eine Zwangssterilisierung der Zigeuner nach ihrem ersten Kind. Alle anderen Lösungsvorschläge seien "naiv" und "Multikulti" sei gescheitert. Wie meinen? ... Komisch, eigentlich lesen slowakische Schüler/innen keine Zeitungen und interessieren sich kaum für Politk und Weltnachrichten. (Im Prüfungsteil zu allgemeinen Themen wie "Streik", "Internationalisierung" etc. gab es dann auch oft null Punkte oder maximal einen Punkt, weil es in schon grotesker Weise an jedwedem Weltwissen fehlt und man hören muss, dass Arbeiter bei der Regierung (!) für höhere Löhne streiken und von den Gewerkschaften legitimerweise dafür bestraft würden, wenn ein Streik wirtschaftlichen Schaden anrichtet!) Aber alle glauben zu wissen, dass die Zigeuner mehr Sozialunterstützung als Slowaken erhalten! Pegida lässt grüßen...- aber die kennt hier Gott sei Dank auch niemand!
Sonntag, 11. Januar 2015
Reflexion über aufgeklärte Politik (und Schule)
Heute den ganzen Tag korrigiert und die Prüfungen MK vorbereitet. Dabei fiel mir ein, was es für ein Tragik ist, Lehrer zu sein, statt lehren zu können. :-( Der Rest...- siehe Camus' Sysiphos! Wie sinnvoll und erfolgreich "Aufklärung" ist...- siehe Pegida und das Drumherum. Heute O- Ton der Innen- Minister- Misere: "'Wir haben Radikalisierungsprozesse
in Deutschland, bei denen sich Personen äußerlich und innerlich bis hin
zu ihren Essgewohnheiten verändern', sagte de Maizière der Zeitung
'Bild am Sonntag'." (Spiegel- Online, 11.01.15) - Recht hat der Mann! Wenn jemand im neuen Jahr Veganer wird, dann könnte dahinter ein bewusster
Schweinefleisch- Verzichts- Islam- Schub stehen. "Aufgepasst! Sofort der
Polizei melden" (oder besser noch dem Verfassungsschutz!) - so
röchelt die Misere, in dessen Amtszeit noch nicht wirklich was los war.
Vorerst sollen wir also mal wieder Blockwarte werden, warum nicht gleich
IM?, weil das mit der Vorratsdatenspeicherei und so gerade noch (!) mal
so verfassungswidrig ist. Wenn das jemanden freut, dann Pegida!
Immerhin tragen jetzt "seriöse" (?) Politiker den Generalverdacht gegen
Muslime (und andere grüne Spinner?) mit und in die Medien. Man BILDe
sich seine Meinung! Und da glaubt noch jemand an die Mission von Schule? Erst wenn die ganze Scheiße zusammenbricht, werden sich die Leute die Augen reiben und fragen, wie es kam? Aber dann ist es vielleicht schon zu spät...
Ankunft und Ärger
"Zu Hause" Stille. Man muss sich erst wieder daran gewöhnen, dass niemand zum Reden da ist. Also angepackt und sich neu eingerichtet. Zu Weihnachten gab es einen kompletten neuen Kleiderschrank Klamotten. Also die alten ausräumen und wegpacken. Über drei von den großen Tüten (Bild oben) können sich die "containernden" Zigeuner freuen. Alles gute Sachen, bloß nicht mehr modern...
Dazu kommen noch mehrere Radios, denen nur die CD- Funktion abhanden gekommen ist, und zwei alte Computer nebst Zubehör, das nur mit xp läuft. Der Konsumzwang mit seiner Kehrseite des Wegwerfens kriegt also auch mich... (Zweites Bild)
Dienstag, 30. Dezember 2014
Nochmal Pegida (im Vergleich zum Maidan)
In der politischen Diskussion muss man sich
gegen Plattheiten wehren. Wer jetzt wieder versucht, Ossis
(schlecht) gegen Wessis (gut) auszuspielen, der betreibt gefährliche Falschspielerei. Auch billige
Kennzeichnungen wie "Nazis" oder "rechts" nützen nichts. So oder so
ist jede dieser Demonstrationen eine Demonstration des Versagens der
etablierten Politik. Sie erreicht die Menschen nicht mehr, weil diese längst begriffen haben, dass sie (außerhalb des
Wahlkampfes) nicht wirklich gemeint sind. Auf dem Höhepunkt
der Sanktioniererei gegen Putin war die Mehrheit der Deutschen dagegen, musste aber in den Zeitungen lesen und im Fernsehen sehen, dass es niemanden interessiert, ob ein Volk Krieg oder einen Kriegskurs gegen Russland
will oder nicht. Eines Tages werden die Leute sagen, die Flüchtlinge aus
der Ukraine sind Produkt einer Politik, deren Verfehltheit längst klar ist. Und die Menschen werden nicht
einsehen, warum sie dafür zahlen sollen. Auch ein solider Anti-
Amerikanismus ist ein Motor der Anti-
Asylbewerber- Haltung. "Die" führen Kriege,
von denen "wir" nichts haben, warum also sollen "wir" für die Kosten
aufkommen? So denken die Leute und wenn man ehrlich ist, muss man einsehen: Da ist was
Wahres dran. Aber statt hier den Hebel anzusetzen und den Frust
dahin zu lenken, wo er herkommt und hin gehört, haben Linke nur platte Etikettierungen, die niemandem nützen, und die Rechten
freut's - sie haben nun Grund genug, weiter nach "rechts" zu rücken. Das nützt ihnen nichts, denn in Dresden steht keine
Programmbewegung auf der Straße und deswegen kann man die Leute auch nicht als künftige Wähler von der Straße holen. In Dresden (und anderswo) steht unsere
parlamentarische Demokratie als solche auf dem Spiel und das macht
die Sache richtig gefährlich.
Damit ist nicht gesagt, dass diese Versammlungen etwa nicht widerlich wären. Dummheit ist immer widerlich und wenn sie sich auch noch explizit gegen andere Menschen, zumal Hilfebedürftige, wendet, dann sind die gezeigten Haltungen auf jeden Fall intolerabel. Und da darf es auch keine Abstriche geben. Und trotzdem sollte man gerade jetzt alles tun, um den Kontakt zu diesen Menschen nicht abbrechen zu lassen. Es sind Menschen (und also können sie ihre Meinungen ändern). Schaffen wir das nicht, zeigen - wie einst Gustav Heinemann mit Blick auf die 68er Studentenunruhen sprach - von den fünf Fingern einer Hand vier auf uns zurück, wenn wir mit dem verbliebenen auf die Bösen zeigen! Das einzusehen und immer auf's Neue handlungsleitend zu machen, ist das Brot eines jeden politisch sich Einmischenden.
Bei Pegida sind nicht nur Dumme unterwegs. Man sieht Lehrer, Ärzte und sogar von Juristen war die Rede. Das sind doch Menschen, die denken können und die auch was wissen. Vielleicht erinnern sie sich (anders als der Herr Bachmann) noch daran, dass Putin im Tschetschenien- Konflikt (in dem "die Guten" auf der Seite der "Unabhängigkeitskämpfer" standen) schon 1999 vor einem "Kalifat" bzw. den "Vereinigten Staaten des Islam" (Wladimir Putin, Reden an die Deutschen, CompactEdition, S. 12) warnte, Ideen also, die damals über Kämpfer, die aus Afghanistan (sic!) kamen, als Ziel des "Unabhängigkeitskampfes" formuliert wurden. Mittlerweile sind es nicht mehr nur die Kabarettisten, die ja ohnehin die Rolle der einstmals "freien Presse" übernommen haben, die darauf hinweisen, dass nicht nur die Taliban oder die Dschihadisten ein Produkt amerikanischer Politik sind: Den IS hat man aufgebaut, um Einfluss in Putins islamischem Hinterhof zu gewinnen, dann hat man ihn (etwas erfolgreicher) gegen Syrien in Marsch gesetzt (und über die Türkei subventioniert), und jetzt wundert man sich, dass die Leute ein bisschen erwachsener geworden sind und begriffen haben, dass sie nur für amerikanische Interessen verheizt werden sollten. Jetzt machen die ihr "eigenes Ding" und schon haben "wir" ein Problem. Mehr Menschen, als man gemeinhin glaubt, verstehen, dass Syrien nicht eine humanitäre Katastrophe ist, die da mal eben so vom Himmel fiel. Mehr Menschen (vielleicht gerade Ossis!) als man gemeinhin glaubt, verstehen, warum es Wirtschaftsflüchtlinge usw. gibt. Und alle diese Menschen fragen sich, warum "die einen" davon immer den Profit und "die anderen" davon immer wieder nur die steuerlichen Belastungen und sicher oft auch eine Störung der bürgerlichen Ruhe in ihren Wohnorten haben. Nein, so verstehen es die wenigsten Leute, denn sonst würden sie die Linkspartei unterwandern und einer vernünftigen Oppositions- und Friedenspolitik ihre Stimme leihen...
Aber unterschwellig gibt es dieses "Wissen" und darum darf man sich nicht denkfaul und bequem auf billige Demonstrantenschelte einlassen, die wieder nur der Ablenkung von den wirklichen Problemen dient. Es gibt keine andere Chance: Nazis raus (aus den Köpfen), das ist alles, was man erreichen muss! Alles andere würde alle Fehler wiederholen, die schon in der Ukraine- Diskussion zwischen einer angemessenen Einschätzung der Lage und bloßem Putin- Verständnis standen. Wer da am Anfang von "Maidan- Faschisten" schwafelte, hat am Ende Recht bekommen (ohne jemals wirklich Recht gehabt zu haben!). Man hat nicht begriffen, warum ein "Volk" auf den Maidan ging, und nun begreift man wieder nicht, warum Teile "unseres Volkes" (dumm- klar) denselben Weg versuchen. Im Falle der Ukraine haben Linke nicht helfend, ja nicht einmal verständnisvoll eingegriffen. Dort hat man (im Falle der Partei DIE LINKE) sogar die erst pro- oligarchisch und nun pro- russisch und dazu noch unsäglich nationalistisch und militant agierenden Kommunisten (?) für "links" gehalten und mehr als die Maidan- Aktivisten unterstützt. Nichts ist dort so verhasst, wie die Beutelschneider der KPU! Wenn es "faschistisch" ist, gegen diese Mafia zu sein, dann sind die Leute eben gerne "Faschisten"! Hoffentlich schafft man im Umgang mit Pegida nicht parallele Zustände und macht Fehler aus einer ähnlich falschen Lageeinschätzung. Hier wie dort gibt es Meinungsführer und Stimmungsmacher, die eindeutig rechts (und womöglich gar neofaschistisch) agieren. Hier wie dort gibt es intolerable Parolen und Haltungen. Aber hier wie dort sind nicht Hunderttausende (Maidan) oder Zehntausende (Dresden) Faschisten! Feindbilder wie diese sind billig, sie erklären scheinbar alles, aber sie helfen niemandem! Gegendemos sind nötig, aber Pragmatismus im Umgang mit dem Problem, konkrete Arbeit für Flüchtlinge und gegen die verfehlte und scheinheilige Asylpolitik von Merkel & Co. sind nötiger. Alltägliche und unspektakuläre Arbei ist schwer, aber nur durch dieses Vorbild können "Mitläufer" von Pegida beschämt werden. Die anderen brauchen erst einmal Arbeit, die sich lohnt, und die Sicherheit, sie zu behalten. Und die ganz "Harten" brauchen eine Anklage wegen Volksverhetzung und die Erfahrung einer wehrhaften Demokratie!
P.S.: Ein Ausblick auf 2015 a la Orwell und Huxley (und mithin realistisch) sieht Pro- Asyl- Demos, die vom Oberlandesgericht (wie vorher schon die Anti- Nazi- Demos) verboten und inkrimiert werden. Die ehremamtliche Arbeit der Aufrechten wird durch Abschiebungen (gerne auch zu Ostern und Weihnachten) konterkariert und frustriert wendet sich ab, wer bisher noch daran glaubte, dass die Zivilgesellschaft Macht gewinnen könnte. Dumme von rechts bis rosa (und die tiefrot Linken) sehen am Umgang mit der Person Bodo Ramelows, in welch hohem Maße eine "Allianz" für die (Mit)Menschlichkeit unerwünscht ist. Vor allem natürlich im Westen, wo die "Guten" zu Hause sind, wird das Scheitern des rot- rot- grünen Projekts Genugtuung auslösen und manch Grüner wird es mit einer Flasche nachhaltigen Biosekts der gehobenen Preisklasse freudig begießen... Ach, das Elend ist groß und das Licht am Ende des Tunnels ist nur der alles überrollende Schnellzug der Marke "Liberalismus". Keine Hoffnung? Nein, keine, wenn wir sie aufgeben und aufhören, etwas dafür zu tun!
Damit ist nicht gesagt, dass diese Versammlungen etwa nicht widerlich wären. Dummheit ist immer widerlich und wenn sie sich auch noch explizit gegen andere Menschen, zumal Hilfebedürftige, wendet, dann sind die gezeigten Haltungen auf jeden Fall intolerabel. Und da darf es auch keine Abstriche geben. Und trotzdem sollte man gerade jetzt alles tun, um den Kontakt zu diesen Menschen nicht abbrechen zu lassen. Es sind Menschen (und also können sie ihre Meinungen ändern). Schaffen wir das nicht, zeigen - wie einst Gustav Heinemann mit Blick auf die 68er Studentenunruhen sprach - von den fünf Fingern einer Hand vier auf uns zurück, wenn wir mit dem verbliebenen auf die Bösen zeigen! Das einzusehen und immer auf's Neue handlungsleitend zu machen, ist das Brot eines jeden politisch sich Einmischenden.
Bei Pegida sind nicht nur Dumme unterwegs. Man sieht Lehrer, Ärzte und sogar von Juristen war die Rede. Das sind doch Menschen, die denken können und die auch was wissen. Vielleicht erinnern sie sich (anders als der Herr Bachmann) noch daran, dass Putin im Tschetschenien- Konflikt (in dem "die Guten" auf der Seite der "Unabhängigkeitskämpfer" standen) schon 1999 vor einem "Kalifat" bzw. den "Vereinigten Staaten des Islam" (Wladimir Putin, Reden an die Deutschen, CompactEdition, S. 12) warnte, Ideen also, die damals über Kämpfer, die aus Afghanistan (sic!) kamen, als Ziel des "Unabhängigkeitskampfes" formuliert wurden. Mittlerweile sind es nicht mehr nur die Kabarettisten, die ja ohnehin die Rolle der einstmals "freien Presse" übernommen haben, die darauf hinweisen, dass nicht nur die Taliban oder die Dschihadisten ein Produkt amerikanischer Politik sind: Den IS hat man aufgebaut, um Einfluss in Putins islamischem Hinterhof zu gewinnen, dann hat man ihn (etwas erfolgreicher) gegen Syrien in Marsch gesetzt (und über die Türkei subventioniert), und jetzt wundert man sich, dass die Leute ein bisschen erwachsener geworden sind und begriffen haben, dass sie nur für amerikanische Interessen verheizt werden sollten. Jetzt machen die ihr "eigenes Ding" und schon haben "wir" ein Problem. Mehr Menschen, als man gemeinhin glaubt, verstehen, dass Syrien nicht eine humanitäre Katastrophe ist, die da mal eben so vom Himmel fiel. Mehr Menschen (vielleicht gerade Ossis!) als man gemeinhin glaubt, verstehen, warum es Wirtschaftsflüchtlinge usw. gibt. Und alle diese Menschen fragen sich, warum "die einen" davon immer den Profit und "die anderen" davon immer wieder nur die steuerlichen Belastungen und sicher oft auch eine Störung der bürgerlichen Ruhe in ihren Wohnorten haben. Nein, so verstehen es die wenigsten Leute, denn sonst würden sie die Linkspartei unterwandern und einer vernünftigen Oppositions- und Friedenspolitik ihre Stimme leihen...
Aber unterschwellig gibt es dieses "Wissen" und darum darf man sich nicht denkfaul und bequem auf billige Demonstrantenschelte einlassen, die wieder nur der Ablenkung von den wirklichen Problemen dient. Es gibt keine andere Chance: Nazis raus (aus den Köpfen), das ist alles, was man erreichen muss! Alles andere würde alle Fehler wiederholen, die schon in der Ukraine- Diskussion zwischen einer angemessenen Einschätzung der Lage und bloßem Putin- Verständnis standen. Wer da am Anfang von "Maidan- Faschisten" schwafelte, hat am Ende Recht bekommen (ohne jemals wirklich Recht gehabt zu haben!). Man hat nicht begriffen, warum ein "Volk" auf den Maidan ging, und nun begreift man wieder nicht, warum Teile "unseres Volkes" (dumm- klar) denselben Weg versuchen. Im Falle der Ukraine haben Linke nicht helfend, ja nicht einmal verständnisvoll eingegriffen. Dort hat man (im Falle der Partei DIE LINKE) sogar die erst pro- oligarchisch und nun pro- russisch und dazu noch unsäglich nationalistisch und militant agierenden Kommunisten (?) für "links" gehalten und mehr als die Maidan- Aktivisten unterstützt. Nichts ist dort so verhasst, wie die Beutelschneider der KPU! Wenn es "faschistisch" ist, gegen diese Mafia zu sein, dann sind die Leute eben gerne "Faschisten"! Hoffentlich schafft man im Umgang mit Pegida nicht parallele Zustände und macht Fehler aus einer ähnlich falschen Lageeinschätzung. Hier wie dort gibt es Meinungsführer und Stimmungsmacher, die eindeutig rechts (und womöglich gar neofaschistisch) agieren. Hier wie dort gibt es intolerable Parolen und Haltungen. Aber hier wie dort sind nicht Hunderttausende (Maidan) oder Zehntausende (Dresden) Faschisten! Feindbilder wie diese sind billig, sie erklären scheinbar alles, aber sie helfen niemandem! Gegendemos sind nötig, aber Pragmatismus im Umgang mit dem Problem, konkrete Arbeit für Flüchtlinge und gegen die verfehlte und scheinheilige Asylpolitik von Merkel & Co. sind nötiger. Alltägliche und unspektakuläre Arbei ist schwer, aber nur durch dieses Vorbild können "Mitläufer" von Pegida beschämt werden. Die anderen brauchen erst einmal Arbeit, die sich lohnt, und die Sicherheit, sie zu behalten. Und die ganz "Harten" brauchen eine Anklage wegen Volksverhetzung und die Erfahrung einer wehrhaften Demokratie!
P.S.: Ein Ausblick auf 2015 a la Orwell und Huxley (und mithin realistisch) sieht Pro- Asyl- Demos, die vom Oberlandesgericht (wie vorher schon die Anti- Nazi- Demos) verboten und inkrimiert werden. Die ehremamtliche Arbeit der Aufrechten wird durch Abschiebungen (gerne auch zu Ostern und Weihnachten) konterkariert und frustriert wendet sich ab, wer bisher noch daran glaubte, dass die Zivilgesellschaft Macht gewinnen könnte. Dumme von rechts bis rosa (und die tiefrot Linken) sehen am Umgang mit der Person Bodo Ramelows, in welch hohem Maße eine "Allianz" für die (Mit)Menschlichkeit unerwünscht ist. Vor allem natürlich im Westen, wo die "Guten" zu Hause sind, wird das Scheitern des rot- rot- grünen Projekts Genugtuung auslösen und manch Grüner wird es mit einer Flasche nachhaltigen Biosekts der gehobenen Preisklasse freudig begießen... Ach, das Elend ist groß und das Licht am Ende des Tunnels ist nur der alles überrollende Schnellzug der Marke "Liberalismus". Keine Hoffnung? Nein, keine, wenn wir sie aufgeben und aufhören, etwas dafür zu tun!
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