Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 20. Juni 2020

Sachen (fast) gepackt

Draußen regnet es vor sich hin und ich mag nicht lesen. Also packe ich. Mann o Mann, der ganze Kleinkram dauert und dauert. Aber nun liegt bereit, was bei Tanases untergestellt werden soll. Am Montag werden Alex und Mircea kommen und wir werden meinen Dachgepäckträger montieren und das Zeug ins Landhaus schaffen. Ob ich das wirklich alles noch einmal brauchen werde? Skier? Zelt? Iso-Matte? Aber schade wäre es doch. Die größten Sachen sind ohnehin der Backofen und der Kopierer. Und die Trainingsgeräte natürlich. Deren Neuanschaffung allein würde mich 1000 Euro kosten, also lohnt es sich. Am Dienstag wird dann ins Auto gestapelt, was da rein passt. Donnerstag muss die Bude zwecks Übergabe leer sein. Na ja, fast leer. Computer und sonstige Sachen von Wert kommen erst am Schluss in den fein nachlackerten Skoda. ;-)

Freitag, 19. Juni 2020

Das große Abschiednehmen beginnt

Ich hatte mich zum letzten Schultag bei allen Klassen online verabschiedet, aber zwei wollten mir das nicht durchgehen lassen. Und so traf ich gestern "meine 10F"- eine Klasse, an der ich im Prinzip meine Freude hatte. Gerechnet habe ich trotzdem nur mit drei oder vier Leuten, aber es kamen alle, die noch in der Stadt sind. Diana (zweites Bild links vor mir) war extra aus Putna angereist- immerhin eine Fahrt von gut anderthalb Stunden.

Und so wurde es ein schöner Nachmittag mit freundlichen jungen Menschen, die mich sichtlich ungern ziehen lassen. Das freut das Herz. Besonders gerne werde ich mich an Catalina erinnern (Bild oben vorne links), die gern Deutsch lernt und mit für die gute Atmosphäre in der Klasse sorgte. Sabin (oberes Bild ganz links) wird mir als mein bestes "Geschichts- Pferd im Stall" in Erinnerung bleiben und die immer fröhliche Rebecca (zweites Bild-  die Fotografin) werde ich vermissen. Ein bisschen leid tut es mir um Catalin (zweites Bild ganz rechts), der wohl nur meinetwegen Deutsch zu lernen begonnen hat. In der 9. Klasse kämpften wir miteinander, aber dann hatte ich wohl doch ein Herz gewonnen und der junge Mann wurde besser und besser und freundlicher sowieso. Schade auch, dass ich Anastasia, Robert, George und Rares zurück lassen muss. Ich glaube, das wäre ein starker DSD- Jahrgang geworden. Aber so ist es nun mal... 

Ansonsten sind "wir" in der Zeitung. Ana (drittes Bild), Teodora, Michaela (im dritten Bild unten klein) und Alexandra (viertes Bild) wurden ihrer 96/96 Punkte in dieser "internationalen Prüfung" (DSD II) wegen besonders gewürdigt. Ganz zu Recht! Diese "meine Mädchen" werde ich auch sehr vermissen!

Wermutstropfen der letzten Tage hier ist das Wetter. (Bild unten) Ich komme nicht zum Radfahren, weil die Gewitterwolken immer drohend am Himmel hängen und ab und an mit Starkregen und Hagel daher kommen. Das ist fatal...

Dienstag, 16. Juni 2020

Übergabe der Sprachdiplome DSD II

Endlich sind die Diplome gekommen und fast alle (bis auf die Schüler aus Radauti) waren da sie in Empfang zu nehmen. Natürlich war kein Festakt möglich, kein Botschafter kann da sein etc. Wir versammelten uns also draußen in gehörigem Abstand. (Bild oben)

Was für ein Jahrgang! Ich glaube, meine Freundinnen dort (meine "Enkelinnen" Alexandra - Bild zwei, Michaela - Bild drei rechts und Teodora - Bild unten ganz links) haben sehr mit für eine produktive Atmosphäre gesorgt, in der am Ende keiner zurückbleiben wollte. Alle drei und Ana (Bild drei links) haben alle möglichen Punkte in allen vier Prüfungsteilen erhalten - was für eine Leistung! Ab und zu hatte ich schon mal eine Schülerin, die das geschafft hat, aber vier (!) in einem (!) Jahrgang. Sensationell! Und das Schöne ist, dass sie nicht nur sprachbegabt, sondern auch sonst hochintelligent sind. Deshalb hat es in der Klasse auch so viel Spaß gemacht.

Aber ich will nicht nur die Mädels loben. Andrei und Teodor haben sich für die Debatte engagiert und dabei viel gelernt. Mihnea (Bild drei) zeigte in einem ungeheuren Schluss- Spurt, wie lern- und leistungsstark er ist. Mich freut besonders, dass das Physik- Genie auch ein begeisterter Theater- Schauspieler ist. Und so hat jeder aus der 12 F (Bild unten) seine Meriten und alle haben auf Niveau C1 und die meisten mit über 75/ 96 Punkten bestanden. Das hatte ich noch nie.

Aber auch die Mädchen aus der 12 D sollen nicht vergessen werden. Daria und Ioana haben auch beide C1 erreicht; Amada B2. Schade, dass Smaranda und Dianira SK nicht bestanden; beide haben in allen anderen Teilen ebenfalls C1. Sie hätten es schaffen können. Ok, das war's dann. Macht's gut Jungs und Mädels! Viel Erfolg im Abitur und dann in eurem weiteren Leben! 

Letzte Tage in Suceava

Nun endlich flaut Corona auch in Suceava ab. Aber immerhin gibt es immer noch ca. 13 Neuinfektionen pro Tag mehr als aus der Statistik ausscheiden. Aber in der Stadt hat sich das Bild schon sehr in Richtung Normalität verändert. Die Kneipen haben ihre Freisitze geöffnet, Masken sieht man fast nur noch in Verkaufseinrichtungen. So sind die Menschen: Sie folgen in ihrem Glauben an Gefahr politischen Vorgaben...

Mich stört nun, dass ich zwar theoretisch endlich Rad fahren kann, praktisch aber nicht dazu komme. Seit gefühlt 10 Tagen regnet es jeden Nachmittag (ab und an wirklich Starkregen mit Hagel) und - wie man an der Vorhersage (Bild oben) sieht - wird sich daran solange ich noch hier bin nichts ändern. Skandal! 

Also habe ich Zeit zum Lesen und Sachen packen. Im Wesentlichen habe ich schon ausgeräumt. (Bild zwei). Verpackt ist alles in zwei sauber voneinander getrennte Stapel. Was nach Leipzig kommt liegt im Schlafzimmer (Bild vier); was bei Mircea auf dem Land "überwintern" soll, weil ich es in Chisinau weiter nutzen kann, liegt im Wohnzimmer. (Bild drei) Aber das Bild trügt. Da kommen noch ein Kopierer, ein Backofen, eine Espresso- Maschine, diverse Küchengeräte, ein Fahrrad und zwei Hometrainer (Rad und Rudergerät) hinzu. Am 24.06. fahren wir das Zeug nach Stirbac; am 25. packe ich dann schon mal ins Auto, was man dort "verstecken" kann, denn an dem Tag wird meine Wohnung abgenommen. Und dann treffe ich noch einmal Schüler und am 26.06 geht es vielleicht los. Wenn die Ungarn doch am 01. 07. ihre Grenzen öffnen, warte ich bis zum 01.07. Aber das ist der letzte Termin...

Montag, 18. Mai 2020

Hurra! Endlich wieder Rad fahren

Trotz ziemlich gleichbleibenden Infektionsgeschehens (Bild oben) seit mehreren Wochen (in Deutschland spricht man von 50 Neuinfektionen pro Woche/ hier haben wir 35 pro Tag) sind die Ausgangssperren und die Abriegelung der Stadt aufgehoben. Anders als im Rest des Landes bleiben Restaurants allerdings geschlossen. Friseure sollen wohl in der nächsten Woche öffnen. Aber so richtig weiß das niemand. Bin gespannt, wann die Bevölkerung ihr Schicksal erfährt. Jedenfalls haben einige kleine Läden geöffnet, andere sind geschlossen, an einigen sieht man Schilder, dass sie nun zu vermieten seien. Pleite also. Bin gespannt, ob sich das sichtbar ausweitet...

Für mich zählen andere Dinge. Ich darf mich wieder bewegen! Juhu! Da heute der erste schöne Tag war, draußen ging es im strahlenden Sonnenschein auf 22 Grad, bin ich aufs Rad und los. Inzwischen sind einige Straßenabschnitte erneuert worden. Auf dem Foto (zweites von oben) sieht man es nicht so gut, aber rund um Suceava sind neue Reihenhaus- Siedlungen der hässlichsten Sorte fertig geworden. Die Stadt breitet sich an ihren Rändern aus. Leider nicht mehr so bunt und abwechslungsreich wie in den älteren Teilen. Jetzt kommen die Null- Acht- Siebzehn- Schuhkartons, wie sie von Polen bis Moldawien um sich greifen. Na ja, sie sind halt billig...

Natürlich habe ich mich zurück gehalten. Bin erst mal nur 40 kn "geradelt", also in zweieinhalb Stunden, was meint: Wirklich gemächlich! Daher fehlen auch die sonst üblichen Anfangsbeschwerden. Nein, keine Krämpfe und sicher auch morgen kein Muskelkater. Sehr angenehm.

Das Land hat sich seit der letzten Ausfahrt natürlich verändert. Alles ist grün. (Bild drei) Und auch die Felder sind bestellt. Es staubt nicht mehr so, da es in den letzten Tagen ab und an getröpfelt hat. Aber Regen konnte man das trotzdem nicht nennen. Wir haben seit Monaten eine entsetzliche Dürre.

Aber das nehmen die Menschen nicht wahr. Meine Schüler aus der 11. Klasse meinen, es wäre an der Zeit, dass alles so wird wie früher. Einige sind unsicher und haben ein bisschen Angst; einige berichteten, dass die Eltern finanziell schwer getroffen sind. Nur führt das alles nicht zum Nachdenken. Es muss so werden "wie früher". Klima? Egal. Neue Pandemien? Grenze zu. Studium im Ausland? Das dann doch, weil "in Deutschland ist alles besser". Nun ja, ist es auch. Nur dass es da auch nicht so weiter geht, wie vorher. Jedenfalls nicht über die Lebensspanne der heute jungen Leute. Wann werden sie es merken?

Sonntag, 10. Mai 2020

Suceava und Corona

Nichts Neues aus der Corona- Hauptstadt Rumäniens. Am 15. 05. werden die bestehenden Einschränkungen gelockert, sprich: Der Ausnahmezustand wird aufgehoben. Heißt das für Suceava "Abzug der Truppen"? Keine Idee. Präsident Iohannis nahm Suceava ausdrücklich von den Regelungen zur Lockerung aus. Wird wohl sobald nix mit einem Restaurant- Besuch. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig wäre für mich die Aufhebung der Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit. Ich möchte (GANZ ALLEIN!) mit dem Rad fahren dürfen! Noch mal mit dem Rad in die Karpaten, endlich ein paar Kilometer außerhalb meiner 6-km-Laufzone absolvieren... Ich hab' nach acht Wochen Quarantäne doch Sehnsucht!

Ansonsten ist das Regierungshandeln zu verstehen, soweit man bei dem erschütterten Vertrauen in den korrupten Haufen, der sich Regierung nennt, Verständnis aufbringen will. (Was für die Bürger hier nicht zutrifft!) Fakt scheint zu sein, dass sich in Suceava täglich etwa 35 Menschen neu mit dem Virus infizieren. In Deutschland finden Virologen die Grenze von 50 pro Woche zu hoch. Kurz, von Entspannung kann keine Rede sein. Ein Erfolg ist allenfalls, dass es kein exponentielles Wachstum gibt. Aber wer weiß, was nach der Eröffnung der Frisiersalons, der Shopping- Malls usw. passiert? Ich fürchte, die zweite Welle kommt. Aber dann richtig, denn sie geht ja von einem hohen Grund- Niveau aus. Wenn hier nur eine Person zwei weitere ansteckt - der Rest ist Mathematik...

Montag, 4. Mai 2020

Nichts Neues aus Suceava County

Die neueste Nachricht des Präsidenten besagt, dass die Regierung an den Lockerungsmaßnahmen ab dem 15. Mai festhält. Allerdings mit Ausnahme von Suceava Stadt und Umgebung. Während in anderen Gegenden die Zahl der Neuinfektionen stagniert oder rückläufig ist, bestimmte Regionen sind ohnehin kaum betroffen, steigt die Zahl der Infizierten in Suceava jeden Tag um ca. 30 Fälle. Die Menschen schimpfen und meinen, man solle das Krankenhaus isolieren und die Stadt ihr Leben leben lassen. Es formiert sich Widerstand. Ob es freilich sinnvoll ist, die Öffnung der Verkaufseinrichtungen und Kneipen vordringlich zu fordern, sei mal dahin gestellt.

Immerhin hat der Präfekt schon mal vorsorglich erklärt, dass 316 Polizisten, 107 Gendarmen, 4 Grenzpolizisten und 30 Soldaten einer Spezialeinheit in 249 Patrouillen organisiert das Ganze in der Stadt weiter überwachen werden. Die Strafen sind ziemlich happig. Naja, für mich ist entscheidend, dass ich also auch weiterhin nicht werde Rad fahren können. Skandal!