Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 8. Oktober 2021

18.09.2021 - Bendery (Bender)

Kathrin (Bild oben) ist die neue DAAD- Sprachassistentin hier in Chisinau und ich durfte sie Anfang September kennenlernen, weil sie ein paar Fragen zu den Formalie der Anmeldung usw. hatte. Mein Angebot, mich auf Reisen zu begleiten, nahm sie an und das ist ein Glück für mich, weil ich so auch motiviert bin, meinen Ar...ch zu heben. Und so vereinbarten wir eine Ausfahrt in die Nähe.

Was gibt es in der Nähe? Ich wollte nicht schon wieder nach Cricova oder Mimi, nicht schon wieder in den Keller oder auf das Weingut. Also Bendery in Transnistrien, was das alte "Bender" ist und mich schon aus historischen und literaturwissenschaftlichen Gründen interessierte. Außerdem war es spannend herauszufinden, wie das altsowjetische Transnistrien uns empfangen würde.

Zunächst allerdings gab es eine unangenehme Überraschung mit moldawischen Polizisten, die mich für das Nichtvorhandensein einer Vignette ab dem Februar 2021 (dass ich z.B. im Sommer 3 Monate gar nicht hier war, interessiert nicht) mit mehr als 500 Euro zur Kasse bitten wollten. Ich hab's dann mit "ukrainischem Know How" auf 50 Euro in die private Tasche runtergehandelt und abends zähneknirschend für ein halbes Jahr ganz legal 180 Euro bezahlt. Ganz schön happig vor allem dann, wenn man den Zustand der Straßen kennt, die so teuer sind...

Wider erwarten, das Internet berichtet gar Gräuliches, war der "Grenzübertritt" dann angenehm und problemlos. Wegen Ersteinreise mussten wir zwar 15 min auf die transnistrische Vignette warten, aber das war schon alles. Ansonsten nettes Personal. Alles sehr zuvorkommend. Freilich neben eingegrabenen Panzern und Maschinengewehrnestern. ;-)

In Bender (drittes Bild) haben weiland Karl XII. von Schweden und Mazeppa nach der verlorenen Schlacht bei Poltawa "Asyl" bei den Osmanen gefunden. Dann wurde die Feste ein Brennpunkt im Russisch- Osmanischen- Krieg. Naja, wegen fehlender Heldentaten hat auch der zaristische Fourage- Offizier von Münchhausen dortselbst eine seiner heute fake news zu nennenden Lügengeschichten spielen lassen. Deswegen sitzen wir beide auf der Kugel, auf der er angeblich über die Festungsmauern "geritten" ist. (Bild zwei)  

Ansonsten, was soll man sagen? In Bendery lebt die Erinnerung an Wladimir Iljitsch (Bild 4) und die Opfer/ Heldentaten der Jahre 1918/ 1941-44 und 1992 werden in einem Eisenbahnzugmuseum gewürdigt. (Bild 5) Auch sonst lebt die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik in ihren Symbolen in Transnistrien weiter. (Bild 6 - Das alte Wappen)

Davon ab ist die Stadt eigentlich recht hübsch und man arbeitet mächtig an der Verschönerung, legt neue Fußgängerwege usw. Auch gibt es viele schöne Parks. Das Stadtbild wirkt relativ harmonisch, weil Neubauten im westlichen Stil im Wesentlichen fehlen. Wir fanden auch das vielleicht einzige standesgemäße Restaurant (außer dem Touristenschuppen an der Burg) im Zentrum und waren zufrieden. Wirklich: Das war das beste Schweinemedaillon meines Lebens! Liegt es am glücklichen Schwein, oder hat der Koch ein Geheimrezept? Wie dem auch sei. Mit ca. 15 Euro für zwei Personen waren wir auch gut bedient! Ein schöner Tag!







 

03.- 07. 09. 2021 - Brasov

Dieses Mal fuhr ich mit meinen Kolleginnen vom LT N. Gogol, dem LT M. Eliade und meinem LT M. Kogalniceanu nach Brasov. Am 03. 09. sind wir nach dem Unterricht los. Ich wusste, dass wir erst spät aus  Chisinau heraus kommen würden und hatte beim Chef eine Übernachtung beantragt. Leider teilte uns der Chef des Motels, in dem er gebucht hatte, bei Ankunft mit, dass wir heute nicht schlafen würden, da er eine Hochzeit im hause habe, die bestimmt bis 04.00 Uhr dauern würde. Die Zimmer gingen mit dem Fenster Parterre zur Tanzfläche heraus...

Also Suche nach einem anderen Hotel. Wir fanden eins am Ortsausgang von Barlad. Aber das hatte kein geöffnetes Restaurant mehr. Mit dem Taxi kamen wir in die Stadt und hatte doch noch einen lustigen Abend. Anderntags erreichten wir Brasov früh genug, um noch einen kleinen Stadtgang zu machen. Offensichtlich hat es ihnen gefallen. Hier sind sie am Holocoust- Denkmal zu sehen, das im Vorhof der Synagoge steht. (Bild unten)  

Das Seminar war... Traurige Nachricht: Mein Chef schmeißt hin und geht nach Deutschland zurück. Schade. Ich bin auch seinetwegen nach Chisinau gegangen. Egal. Ich werde die letzten Jahre schaffen. Im schlimmsten Falle bin ich - gottlob - von Bukarest weit weg. So oder so werde ich "mein Ding" machen.

Sonst ist nichts zu berichten, außer dass wir zwei Mal im Restaurant "eines Deutschen" trotz Voranmeldung und eingereichter Liste mit den Speisewünschen (aus drei Angeboten) bis 22.00 Uhr warten mussten, ehe das Essen kam. Das erste Bier bekam ich um 21.00 Uhr. Mehr muss man dazu nicht sagen. Am 06. 09. dann ein Stadtgang mit Karin, die aus Kronstadt gebürtig und Historikerin ist und interessante Dinge zu berichten wusste. Schade, dass ich das Uta nicht erzählen konnte, als wir da waren. Habe was gelernt, auch wenn ich die Örtlichkeiten (Bild Mitte und unten) schon gut kannte.  

Die Rückfahrt verlief dann unspektakulär anstrengend. Irina brauchte einen PCR- Test, um ohne Quarantäne zurück zu kommen. Wir kamen also erst um 11.00 Uhr aus Brasov weg und waren daher erst nach 20.00 Uhr in Chisinau. Langsam gehen mir diese langen Autofahrten wirklich auf den Keks. Wenigstens gab es hier keinen Stau... 




 

26.08.2022 - Brasov

Das "Honterus", die Deutsche Schule in Kronstadt, ist ein ehrwürdiges Gebäude hinter der Schwarzen Kirche. Der Eingang zur Alten Schule liegt dem Denkmal des Reformators gleich gegenüber. Honterus weist einem mit seiner Hand den Weg zum Portal. ;-) Im Inneren eine Menge Klassenräume und enge Treppen, ein Alptraum in Corona- Zeiten, aber auch eine außerordentlich große Aula. War die immer schon so groß? Keine Ahnung. Aber historische Räumlichkeiten befanden sich an dieser Stelle sicher, wie das reich gestaltete Portal (Bild oben) - das heute aber geschlossen ist - deutlich zeigt. Von der Stadt an dieser Stelle keine Bilder mehr. Ich war ja schon oft hier und habe die Altstadt einfach wieder nur genossen. 

24.08.2021 - Stau bis Brasov

Um 08.00 Uhr war ich auf der Straße, zum Einen, weil es beim Frühstück absolut nichts für Diabetiker gab, zum Anderen, weil ich doch zum Essen mit den Kolleg/innen pünktlich sein wollte. Das schaffte ich natürlich nicht, obwohl ich die Grenze das erste Mal mit Hilfe des Dienstpasses in 5 min überwand. Aber dann... In jeder kleineren Stadt Stopp & Go. Autos über Autos! (Bild) 

Statt, wie geplant, um 17.00 Uhr anzukommen, saß ich kurz nach 20.00 Uhr endlich am Abendbrottisch. Allerdings waren die anderen auch nicht gleich um 18.00 Uhr bedient worden, so dass ich sie alle noch am Platz fand und auch noch ein Essen bekam.

23.08.2021 - Straßen und Autobahnen nach Níregyháza


Wozu noch Autofahren in Europa? Ich war um 09.00 Uhr auf der Straße und quälte mich Richtung Zakopane in die Slowakei, froh, nicht auf der Gegenseite unterwegs zu sein. Blech an Blech! Dann ging es besser, aber ich traute dem Frieden nicht und brauste mit Vollgas (was ich selten mache) über die ungarischen Autobahnen. Aber wegen der Zeitverschiebung und dem zu erwartenden Grenzstau sah ich mich dann doch nicht mehr zu einer christlichen Zeit in einem rumänischen Restaurant, weswegen ich nach Níregyháza abbog und im Park- Hotel am Zoo ein überaus preiswertes Nachtquartier bekam. Mit dem Essen war es allerdings etwas kompliziert. Aber dann kam ich nach 11 Stunden Autofahrt doch noch zu meinem Bierchen. (Sonst fahre ich in 11 Stunden von Leipzig bis Satu Mare!) 

22.08.2021 - Die Hölle bis Nowy Targ

Gegen 10.00 Uhr bin ich los und in Nowy Targ, wo ich mit der "Umbuchung" den Verfall der Bestellung und des Geldes umgehen konnte, kam ich nach 19.00 Uhr an!

Normalerweise sind das 4 oder maximal 5 Stunden! Natürlich stand ich an jeder Mautstelle in einem kilometerlangen Stau, aber den Vogel schossen die vielleicht 70 km von Krakow bis Nowy Targ ab. Wegen des heftigen Regens (Bild unten) hatte es wohl mehrere Unfälle gegeben. 

Doch auch so: Das Verkehrsaufkommen war gigantisch! Auch am anderen Tag wunderte ich mich, wie viele Menschen in Blechkisten die kleine Tatra ausspucken resp. aufnehmen kann. Die große Freiheit des Autofahrens? War einmal... Ich war jedenfalls froh in einem gemütlichen Restaurant (Bild oben) ohne Regen noch ein gutes Essen und ein kühles Bierchen zu bekommen...

21.08.2021 - Gestrandet in Brzeg

Am 20. 08. Aufbruch in Leipzig. Ich hatte die Fahrt großzügig geplant und wollte statt bis Kosice nur bis Nowy Targ, weswegen ich gemütlich lostrottelte. Die Gemütlichkeit endete allerdings das erste Mal am Dreieck Nossen, das zweite Mal zwischen Abfahrt Dresden Altstadt und Dresden Neustadt, das dritte Mal am Berg bis Ortsausgang Dresden und dann noch Mal vor Wroclaw auf der polnischen Autobahn. Jeweils stundenlanger Stau. Ich wollte um 18.00 Uhr in Nowy Targ angekommen sein...- kurz nach 16:00 Uhr meldete die Anzeige kurz hinter Wroclaw eine Störung im Bremssystem. Der Bremsflüssigkeitstopf war halb leer...

Also runter von der Autobahn und im nächsten Ort, der eine Werkstatt hatte, nachgefragt. Diagnose: Dichtung am Bremskraftverstärker defekt. Aber Skoda...? Kein Problem: Der Chef hat einen Cousin mit Skoda- Werkstatt in Brzeg/ Brieg. Ok, da wollte ich immer mal hin. Also Bremsflüssigkeit aufgefüllt und los. In Brzeg die Auskunft, dass das alles kein Problem und Samstag bis Mittag behoben sei. Ob ich wüsste, wo ich übernachten wolle. Nö. Ok, der Chef hat da einen Cousin und der hat zufällig ein Hotel. Aber, Hand aufs Herz, sowieso das beste. Er fährt mich hin. Gesagt, getan. Und in der Tat: Das Brauhaus ist nicht nur wegen des Biers zu empfehlen!

Anderntags dann Vertröstungen. Die Teile kommen nicht ran. Stau in Wroclaw! Ich hatte also genügend Zeit, mir dir Stadt anzusehen. Nette Provinz mit niedrigen Häusern wie in Wismar (Bild oben), aber auch mit ein paar sehenswerten Höhepunkten: Besonders originell fand ich, wie die alte Bausubstanz trotz Überbauung sichtbar gemacht wurde, ohne eine das spätere Bild kitschig verfälschende Rekonstruktion. (Zweites Bild)

Der Höhepunkt ist sicher das Schloss, das - von außen unansehnlich und unscheinbar - auf der Rückseite die Pracht eines kleines Wawel enthüllt. (Bild drei)  Auch die alte und hohe gotische Stadtkirche im Stil norddeutscher Reduktionsgotik ist sehenswert. Dennoch ist es eher die barocke Kirche meinem Hotel gegenüber, die das Stadtbild prägt, weil sie sozusagen am Zugang zur Altstadt setht. (Bild unten) 

Ich hatte auch genügend Zeit durch hübsche Parks und am Fluss zu wandern, denn der erlösende Anruf kam erst kurz nach 16.00 Uhr. Der Mann hat wirklich mit den zu spät eintreffenden Ersatzteilen repariert, obwohl die Werkstatt am Samstag regulär um 16.00 Uhr schließt. Wow! Sollte ich noch los fahren? Ich beschloss noch einmal das tolle Essen im Art- Hotel neben dem Schloss und einen ausgiebigen Nachtschlaf zu genießen und das war auch gut so.