Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 8. Juni 2008

Remont die dritte...

Also wie oft nun noch? Die dritte „Reparatur“ meiner Badsteckdose brachte endgültig das Desaster. Als die Flammen im Maschinengewehrtakt aus der Dose schlugen und ich nicht wusste, wie ich da den Stecker ziehen sollte – dass die Sicherungen also überbrückt sind, ist nun endgültig klar -, wollte ich endlich ausziehen! Aber der Anfall währte nur kurz. Ich griff mir ein paar Lederhandschuhe und riss beherzt den bereits angeschweißten Boilerstecker samt Steckdose aus der Wand und von den brüchigen Alu- Kabeln ab, die der chosjain (Wirt, Hausbesitzer) anno dunnemals selbst verlegt hatte. Dass ist ihm nun wohl doch zuviel, denn trotz Zusage am Freitag ist er noch nicht erschienen. Sitze also seit 3 Tagen wieder mit einer Schüssel heißen Wassers in der Badewanne... Wie oft hatte ich das nun schon in den letzten 7 Jahren? Ich werde es auch diesmal wieder überleben :-(

Bleibt noch was zum chosjain zu sagen: Ein netter Mensch immerhin und zuverlässig um mein Wohl in seiner Wohnung bemüht. Ich habe wohl alle die üblichen Vorurteile den Deutschen gegenüber bestätigt und das freut ihn. Bisher war immer aufgeräumt, wenn er kam, an meiner Stromrechnung sieht er, dass ich sparsam bin; dass ich kein Gas verbrauche, nimmt er kopfschüttelnd hin, aber da keine Frau im Hause ist, versteht er, wenn nicht gekocht wird. Sein Mobiliar ist noch heil und ich bezahle sogar die unsinnigsten Telefonrechnungen- was will er also noch? Was er will? Gewissheit! Er möchte so gerne wissen, wer ich bin, denn dass ein Deutscher in der Ukraine in einer Schule (!) arbeitet, das will ihm denn doch nicht in den Kopf. Dass ich - nach eigener Aussage - Mitarbeiter der Botschaft sein soll, befriedigt ihn schon gar nicht. Ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in seiner Wohnung in Chernivci?! Pfff, Hose und Kneifzange oder so. Bei der letzten Reparatur ergab sich nun die Gelegenheit, sich Gewissheit zu verschaffen. Da ich nicht da sein konnte, hatte ich eine Schülerin gebeten, das Haus zu hüten bis er kommt. Die lachte sich tot und vermeldete, er habe mindestens drei Mal nachgefragt, ob ich nicht doch ein westlicher Spion sei! Arme Sowjetphobie allem Fremden gegenüber!

Kenne ich das nicht schon? Ja, nach einer langen fruchtlosen Diskussion mit einem ehemaligen Panzergeneral der sowjetisch- ukrainischen Streitkräfte (damals ca. 45 Jahre alt und also etwa 15 Jahre außer Dienst) über die amerikanischen Interessen, alles wissen zu wollen, weshalb man beispielsweise zu „seiner Zeit“ Stadtpläne druckte, auf denen Straßen fehlten, die zu militärischen Anlagen führten, zeigte ich ihm in google- earth sein Haus in Kiew mit 3 Autos davor. Er war so erschüttert, dass er nicht mal seinem Sohn glaubte, dass heute jeder Amateur im Internet seine Panzerkaserne in der Ich- weiß- nicht- mehr- wie-sie-heißt-Straße ansehen kann. Wenigstens für Minuten war ich auch bei diesem Freund der westliche Spion mit den unglaublichen Möglichkeiten eines James Bond! Satelliten- Bilder hat er nicht mal als General zu sehen bekommen!

Ja, ein Handy allein schafft eben doch keinen modernen Menschen und – was meinen chosjain anlangt – so möge er weiter glauben, dass man bei einem Boiler aus Metall keinen Schuko- Stecker braucht, weil die Erdung ja über den Wasserstrahl erfolge. Anfrage an Sender Eriwan: „Stimmt das?“ Antwort: „Im Prinzip ja. Ist nur dumm, wenn sie gerade unter dem Strahl sitzen!“ Aber ob das so schlimm ist? Ein Spion weniger…

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