Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Zusammen leben - Teil II eines Film-, Theater- und Integrationsprojekts (14. 10.)

Daniela und Kubo saßen im Appartement an den Computern und mussten die slowakischen Interviews ins Deutsche transkribieren. Schwere Arbeit, die den ganzen Tag in Anspruch nahm. Janine tat dasselbe mit den deutschensprachigen Interviews. Immer zusammenfassen, was zwischen zwei timecodes gesagt wurde. Sie waren fertig, als das Kamerateam aus Margecany (Bilder unten), Spisska Pohradie und Levoca (Bild oben) zurückkam. Wir hatten keinen Elendstourismus vor, aber um die Problematik des Films zu verstehen, sind nun einmal Eindrücke von der Lage der Roma unumgänglich. Die Deutschen waren schwer beeindruckt und hatten so etwas noch nie gesehen und sich vorher auch nicht vorstellen können. Stefan wollte unbedingt in ein "Ghetto" und mit den Leuten reden. Er nahm im Angesicht der Siedlungen selbst davon Abstand.

Schon in der Schule war klar geworden, dass viele der vorbereiteten Fragen so nicht greifen konnten, die Vorstellungen also verfehlt waren. Roma in der 9. Klasse sind weit gekommen, reflektieren ihre Lage dennoch nicht wirklich. "Wie wichtig ist 'Bildung' für dich" ist daher eine derart abstrakte Frage, dass die Antwort nur unsicheres Kichern war. "Was willst du später mal werden?", fragte Daniela stattdessen und die Antwort war: "Köchin oder Kellnerin in England vielleicht." So werden Bilder korrigiert....  

"Kann das stimmen?" - diese Frage kam oft von deutscher Seite. Aber auch die Slowaken wirkten etwas bedrückt, als Sona von einem "unserer Mädchen" erzählte, dass sie zu Hause mit 12 Geschwistern in einem Zimmer schläft. Dazu wird der Boden mit Matratzen und Matten usw. belegt und dann legen sich eben alle nieder. Gekommen waren wir darauf, weil sie vorher vom schlechten Schlaf ihrer Schützlinge erzählt hatte. Warum? Sie schliefen eben "nur" zu fünft auf einem Zimmer und diese "Leere" hatte Ivana Angst gemacht... Abends war dann Disko und die hat mich bewegt. Zum ersten Mal tanzten die Romni völlig frei mit ihren Schulkamerade, standen Lehrerinnen und Gäste mit im Kreis, trat Markus in den Reigen der Romni und tanzte mit ihnen wie sonst nur mit "seinen Leuten". Charlotta forderte mich zum Tanzen auf und drehte sich vor mir hin und her...- ganz neues Selbstbewusstsein! Das hätte sie sogar beim letzten Mal noch nicht gewagt. Aber sie war nun das dritte Mal dabei und da ging es plötzlich. Helles Roma- Lachen und Tanzwut der jungen Slowakinnen, Freude und Spaß bei Sona, Helmut, Jutta und mir. Da wollten sogar die Deutschen nicht abseits sitzen bleiben... ;-)





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