Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 12. Mai 2016

Kosice- einfach noch mal so

Am Vorabend des 08. Mai trieb mich das schöne Wetter vor die Tür. Ich hatte was zu lesen mitgenommen, weil es einfach nett ist, am Brunnen auf der Hlavna zu sitzen, zu lesen und ab und an nach den Leuten zu sehen, die vorbei gehen. Das nennt man Muße! Und nebenbei wollte ich noch ein paar Fotos machen. Flanieren mit Ziel sozusagen! Was gibt es zu sehen? Ganz bei mir um die Ecke ist "Tabacka", ein Kulturhaus, das in reinstem Slowakisch "Kulturfabrik" (Bild oben) heißt. Berlin lässt grüßen und beweist, dass Deutschlands kulturell- sprachlicher Einfluss auf (Ost)Europa noch nicht ganz zum Erliegen gekommen ist. Dasselbe trifft für die Kulturhallen zu, meist Ausstellungshallen (Bild zwei), die einfach und im ganzen Land "Kunsthalle" heißen. ;-)  In Kosice handelt es sich um ein zum Kulturhauptstadtjahr umgebautes ehemaliges Schwimmbad. Der Neubau, wahrscheinlich eher als Spaßbad konzipiert, findet sich jetzt hinter der Kulturhalle im Park. Schön, dass ein altes und in einer Mischung aus Jugendstil und Historismus errichtetes ehemaliges Ausflugslokal in den Komplex einbezogen wird. Langsam nimmt die Rekonstruktion Form an. Im Park funktionieren immerhin die Wasserspiele. (Bild drei) Im Sommer versprechen sie willkommene Kühlung und schön anzusehen sind sie sowieso.

Geht man die Straßenüberführung gegenüber der Kunsthalle in Richtung Altstadt, kommt man in die nun fast fertig umgebaute "Handwerkergasse", den wohl historischsten Teil der Altstadt. Immer wieder ein hübscher Blick. (Bild vier)

Auf der Hauptstraße prangt der Fahnenschmuck. Blau- Gelb sind dabei nicht die ukrainischen, sondern die städtischen Farben. Am 08. Mai ist Volksfest in der City und so hat sie sich geschmückt. (Bild fünf) Die "Pinkelrinne" im Vordergrund verdankt die Stadt der Initiative von Bürgermeister Schuster, dem nachmaligen Präsidenten der Republik und Metzenseifener Mantaken. Man sagt, er habe es sich irgendwo im Süden Deutschlands abgeguckt. Freiburg? So das Gerücht. Im Hintergrund das prächtige Opernhaus, in dem Schusters Stück über Bocatius (Jan Bock aus Spremberg, in Peag studierter erster Rektor der hiesigen Universität) jämmerlich durchgefallen ist. Soll man sagen: Schuster, bleib bei deinem Leisten? Dann wäre er heute noch Präsident und wie ich fürchte, fände das auch keinen Beifall. ;-)

Immerhin spielt das Nachbarland Ukraine in diesen Tagen in der Stadt doch eine Rolle. Es finden bald "Ukrainische Tage" statt.(Bild sechs) Vielleicht schaue ich mal, was es gibt, wenn ich aus Dresden wieder da bin.

Der Blick zeigt, worauf man sich im kommenden Sommer freuen kann: Bier oder Kaffee trinken unter den schattenspendenden Bäumen der Hlavna. Ich glaube, es gibt bald kein Ladenlokal mehr, dass nicht Cafe oder Bierkneipe ist. Und so stehen die Tische und Sonnenschirme dicht gedrängt und manchmal weiß man nicht, welches Gestühl zu welcher Kneipe gehört. Abends wird es dann trotz der beeindruckenden Kapazitäten keinen Platz mehr geben. Man sagt, dass zumindest am Wochenende die ganze Umgebung nach Kosice zum Kaffee fährt. Ich will es glauben.

Am Ende eines jeden schönen freien Nachmittags muss man trotz allem nach Hause und das ist eine Chance, noch einmal den Blick in "meine Straße" festzuhalten. (Bild unten) Mit der "Bocatiova 16/7" habe ich doch nicht den schlechtesten Fang gemacht. Zwar hat mir der am Vormittag dauerbellende Köter so manches Mal die letzten Nerven geraubt, aber sonst war ich mit meiner hellen und hellhörigen ;-) Wohnung zufrieden. Die Mieter sind, anders als in Deutschland, doch dezent. Zwar hat der Familienvater und Hausvorstand unter mir im Suff schon mal laute Töne angeschlagen und ich wollte nie wissen, was er da mit seiner Tochter zu verhandeln hatte, aber sonst lief nie ein Radio oder ein Fernseher zu laut. Und gegen Bocatius kann man schon gar nichts haben! ;-) Lästig allein die Parkplatzknappheit am Tage. Abends geht es dann. Die meisten Autos gehören wohl zu der Berufsschule gegenüber. Wenn die Schluss hat, kann ich sogar vor dem Haus parken, sonst verschlägt es mich öfter mal ins benachbarte Neubaugebiet, weil hier so gar keine Lücke zu finden ist. Wohlstandssorgen! Nicht mehr lange. Ich bin noch eineinhalb Monate hier...




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