Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 19. Juli 2017

Kurztrip nach Bratislava und Wien

Uta war noch nie in Wien und da wir zwischen zwei Umzugs- Aktionen in der Familie ein bisschen Zeit (und Urlaub sowieso) hatten, reservierte ich kurz entschlossen in Bratislava ein Zimmer (Hotel Virgo, Pannenka- sehr zu empfehlendes Hotel fast im Zentrum) und am Sonnabend, dem 15. 07., ging es los.

Wir kamen leidlich gut durch die Autobahnbaustelle Tschechien (nur bei Melnik mussten wir fast eine Stunde warten, bis sich der Stau aufgelöst hatte) und waren zur besten Abendbrotzeit in Bratislava. Uta hatte einen Reiseführer für Österreich besorgt und legte das Programm fest. Da es mir geraten erschien, mit dem Auto am Wochenende und nicht werktags in Wien aufzukreuzen, fuhren wir anderntags über die Landstraße gen Hauptstadt des weiland Habsburger- Reiches. Das klappte wunderbar und wir waren zum Mittag in Schönbrunn. (Bild oben)

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die Parks ging es weiter in die Innenstadt. Wir fanden einen kostenlosen (!) Parkplatz gegenüber der TU und in der Nähe des Karlsplatzes (Bild zwei- Karlskirche) und erkundeten kreuz und quer das Zentrum und die verschiedenen Teile der neuen und alten Hofburg mit Heldenplatz. Klar, Jandls Gedicht "Wien Heldenplatz" ist nun mal in unserem Ohr und Uta wollte unbedingt auch dort gestanden haben. Auf dem Bild drei sieht man die neue Hofburg vom Heldenplatz aus.

Wenn man schon bei Jandl ist... Also auch an Bernhard gedacht, an Claus Peymann usw. usf. Das Burgtheater! (Bild vier) Völlig egal Staatsoper mit Opernball und all diesem durchgeknallten Halligalli. Sowieso wird man überall von Flyer- Verteilern im Mozart- Look daran erinnert, dass Wien doch auch ein riesiges Museum voller Menschen ist, die auf den "Magister" Wert legen und sich beim "Doktor" schier einkriegen. Die Türschilder sind voller einschlägiger Grotesken und auch manch ältere "Dame von Welt", die mit ihrem Lorgnon die Austern mustert, sieht so gestrig aus wie viele der herausgeputzten Straßenzüge voller Palais der bekannten historischen Größen.

Schön, dass das Leben selbst die Kontrapunkte setzt! Chinesinnen (?) in Wien erstarren immerhin nicht vor dem Wind der Geschichte, der durch die Straßen zieht, sondern finden nur das gelungene Porträt "Ich vorm Stephansdom" wichtig. (Bild fünf) Freilich ist der Turm beachtlich- da muss man schon ein bisschen Akrobatik riskieren. ;-) Das Kirchenschiff mit den vielen Steinschnittarbeiten kann sich auch sehen lassen. Allerdings fragte ich mich doch, ob die Schlichtheit der Wandgestaltung dem historischen Original entspricht, oder ob nicht auch hier ursprünglich gotische Farbenfreude und entsprechende Bildprogramme walteten. Aber wir hatten keine Lust auf Krümelkackereien. Schauen und das Da- Sein genießen. Wozu Bildungsurlaub? Immerhin hat die historische Kulisse den Vorteil einer durch die Unmengen flanierender Touristen durchaus lebendigen Atmosphäre. Man muss auch neidlos anerkennen, dass Berlin vielleicht sexy, auf jeden Falls verschlampter und womöglich bei den Kreativen angesagter ist, Wien sich aber doch als die echte Hauptstadt eines Weltreiches präsentiert, das sie gewesen ist.

Dabei sind manche Dinge sehenswert, weil das Geld vergangener Zeiten eine Großzügigkeit z.B. im Bereich der Gestaltung von Parks erlaubte, die anderswo in deutschsprachigen Landen so kaum zu finden ist. Das ist wirklich schön, dass rings um das historische Zentrum Bürgerparks (z.B. der Volkspark) und Grünflächen aller Art zu finden sind, die zum Spazieren gehen und Sonnenbaden einladen und dazu auch fleißig genutzt werden. Andere Dinge sind hingegen bloß protzig- imperial und beim Vergleich der Gestaltung von Fontänen (Schönbrunn) und diversen Figurenensembles schneidet der Zwinger mit seinem Märchenbrunnen besser ab. Macht und Geschmack passen halt nicht immer zusammen.

Immerhin lustig und beeindruckend die Gestaltung eines Obelisken in Schönbrunn, der auf altägyptisch macht, aber eine Fake ist, wie man neudeutsch sagt. Die interessanten und original anmutenden Hieroglyphen sind der freien Fantasie des Baumeisters entsprungen, denn die Bilderschrift ist erst später durch Papillon entziffert worden. Da sage noch einer, fake- news seien eine Erfindung von heute! Daran konnten also auch die ehrwürdigen Traditionen der alten Wiener Universität (Uta, die also wirklich mit war!, steht auf dem vorletzten Bild im Innenhof eines Ensembles mit Jesuitenkirche, dessen Klosteranhang nach den Josephinischen Reformen wohl zur Einrichtung der Universität herhalten musste) nichts ändern.  

Natürlich waren wir auch bei Mozart, haben uns aber von dem Touristentrubel fern gehalten. Siehe oben. Man muss seine Musik nicht in Wien gehört und auch keine Mozart- Kugeln in der Stadt gegessen haben...








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