Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 19. Juli 2017

Mit dem Twin-City-Liner von Bratislava nach Wien

Drei Flyer = drei verschiedene Informationen. Wann fährt er denn nun und von wo? Wir standen am Sonntag vor dem Ticketschalter, der allerdings geschlossen hatte, und sahen nur den Aushang, dass an diesem Tag zumindest kein Schiff ankommen würde. Technische Probleme. So konnten wir nicht sehen, wo die Kähne ablegen oder ankommen und beauftragten unseren sehr netten Rezeptionisten damit, das Problem für uns zu lösen. Kaum aus Wien zurück hatten wir die Informationen und die Tickets. Für knapp 120 Euro kann man also zu zweit die Donau rauf und wieder runter schippern. Gut, es war Urlaub und also haben wir gebucht. Anderntags, Montag, den 17. 07., verzichteten wir also auf ein ausgiebiges Frühstück und suchten den Anleger. Ein Glück, dass wir so früh da waren, denn die Ticketbude, die wir im Auge hatten, war nicht die richtige: "It's not our companie!" Ups? Ok, eine nette Studentin, die Gäste für Stadtrundfahrten "einfangen" wollte, half uns weiter und wir fanden den richtigen Steg.

Nun waren es aber doch noch 30 min und mir war nach Kaffee. Also rein in die nächste offene Tür. Dort kam der Chef (?) und fragte, was wir wollen. Dumme Frage: "Coffee, äh, Kawa po prosim." - "Kawa?" - Er wollte wissen, ob wir Polen wären. Nein, Deutsche, die ein bisschen Polnisch können. Oh, super, er hätte zwar noch geschlossen, würde uns aber gerne zwei Kaffee machen. Seine Angestellten oder Kumpels, die auf der Terrasse saßen, stellten schnell zwei Stühle und einen Tisch auf und schon standen die beiden "Americanos" vor uns. Die Gesellschaft konnte sich kaum einkriegen, dass Deutsche in Polen und der Slowakei und Slowaken und Polen in Deutschland arbeiten. Wir lachten gemeinsam und genossen die Freundlichkeit.

Dann ging es los. Das Schiff, ein moderner Katamaran mit zwei 1000- PS- Motoren, die das Gefährt auf bis zu 70 km/h beschleunigen sollen, lag erstaunlich ruhig und vibrationsfrei auf dem Strom und da wir gut saßen, konnten wir die Landschaft genießen und Fotos machen. Als erstes natürlich die Donau- Brücke in Bratislava (Bild oben), deren Café wieder offen ist. (Soll etwas schwanken da oben!) Erstaunlich fanden wir, dass es noch "Fischer" an der Donau geben soll; wir hatten gedacht, es seien Hobby- Angler mit ihren Datschen. (Bild zwei)

Nach Devin, der alten Grenzburg, die auch hier fälschlicherweise als "traditionelle Grenze zwischen der Slowakei und Österreich vorgestellt wurde - wie sollen meine Schüler/innen je begreifen, dass das Heute eben NICHT wie Gestern ist und jenes etwas kompliziertere Bezüge zur Gegenwart hat, als sich das dämliche Nationalstaatsgehudel träumen lässt, wenn sie immer wieder diesen Quatsch hören? - und Hainburg auf Österreichischer Seite wurde es allerdings ein bisschen eintönig. Nein, langweilig wird so ein Fluss nicht, es kommen ja Lastkähne und Passagierschiffe vorbei, die Wälder und Sanddünen an den Ufern sind immer mal ein bisschen anders, aber wirklich spannend ist die Reise auch nicht. Apropos Devin: Die Burg ist natürlich die traditionelle Grenze zwischen Ungarn und Österreich und auch wenn die Slowaken schon den Gedanken hassen, sie gehörten immer zu Ungarn und haben sich daraus erst 1918 lösen können. Wirklich selbstständig ist ein slowakischer Staat erst seit rund 15 Jahren und da spielte die Burg Devin (siebtes Bild) längst keine Rolle mehr...

Egal. Interessanter wurde es erst wieder nach der Einfahrt in den Donau- Kanal, der fast bis ins Zentrum der Stadt führt. Immer wieder fährt der Schiff unter Brücken hindurch (Bild drei) und man kann langsam miterleben, wie sich aus einem Flussarm eine Promenade entwickelt. Zuerst ist es nur ein Weg, der von Joggern, Kinderwagen- Muttis und Gassi- Gehern genutzt wird, aber dann wird ein befestigter Streifen voller Gastronomie, Musikbühnen u.ä. daraus. Die Hochhäuser (Bild sechs) stehen in respektvoller Entfernung von der alten Stadt und das ist auch gut so.

Die Fahrt ging mit ca. 50 km/h auch stromaufwärts recht flott vonstatten- nach ca. 2 Stunden (eine halbe Stunde Verspätung war dabei) erreichten wir den Anleger in Wien. Am zweiten Tag war "Wiederholung und Festigung" angesagt und wir konnten uns mehr auf die kleinen Gassen und Winkel konzentrieren, die am ersten Tag von den Schlössern und Palästen verdeckt worden waren. Leider bekamen wir in der interessant aussehenden Restauration auf Bild vier keinen Platz. Es standen Leute davor und wurden wie weiland in der alten DDR "platziert".

Ok, im vorigen Blogeintrag war vom Volksgarten die Rede, den wir am Montag erst wirklich genießen konnten. (Bild fünf) Im Hintergrund sieht man eins der imposanten Museumsbauten, mit denen die Kapitale einst sich selbst und die Macht der habsburgischen Herrschaft feierte. Es gibt natürlich Museen, Galerien und Ausstellungen ohne Ende und wer die Bildung noch braucht, Interesse oder Langeweile hat, wird hier sicher fündig werden. Wir brauchten nichts und Langeweile hatten wir auch nicht (Interesse schon, aber was interessiert einen nicht alles?) und daher bummelten wir nur so herum. Um 16.30 Uhr ging es schon zurück, dieses Mal in einem fast leeren Katamaran, und so war die Zeit schnell um. Bratislava grüßte mit seiner Fluss- Seite (vorletztes Bild) und der über der Stadt thronenden Burg. (Letztes Bild) Wir genossen den Tag und ließen ihn mit einem fantastischen Essen (noch nie war ein Schweinekotelett mit Nuss- Honig- Sauce! leckerer als hier!) ausklingen. Die Rückfahrt war dann unspektakulär, wenn auch etwas erschwert durch die nicht enden wollenden Dauerbaustellen auf der tschechischen Autobahn. Nun sind wir wieder hier...






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