Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 28. Juni 2009

Verkehr

Andruchowytsch hat wohl Recht, wenn er - was ich seit langem behaupte - die "Inbesitznahme" urbaner Architektur und Kultur durch zugewanderte proletarische Russen (nach 1939 bzw. 1945) bzw. sich proletarisierende Elemente ehemals dörflicher ukrainischer Bevölkerung (seit den 50er Jahren) für den Niedergang der städtischen Kultur verantwortlich macht. (vgl. Andruchowytsch, Das letzte Territorium, Suhrkamp, Frankfurt/ M. 2003, S. 45 ff.) Ähnliches behaupte ich nun mal öffentlich für den Auto- Verkehr bzw. für die "Kultur des Verhaltens im Straßenverkehr". Alles eine Folge davon, dass sich Bauern, die bis gestern Pferdewagen kutschierten, nun in Jeeps, dicke Lexus oder auch nur klapprige Ladas setzen! Das ist wie modernste Hardware von sagen wir einem Terrabite Festplatte inklusive Super- DSL etc. gekoppelt mit einem Pentium I und Win- Doofs 98 im Kopf! Man merkt es an den langsamen Reaktionen trotz Tempo 130; meist schauen die Lenker erst in den Spiegel, wenn sie schon halb abgebogen sind. Auf die Idee, dass jemand 140 km/h schaffen könnte, kommen sie meist gar nicht (oder zu spät). Das verhält sich mit dem Lada- Fahrer, der die Großfamilie mit Tempo 60 über die Straßen schaukelt, kaum anders. Er schaut höchstens alle 5 min mal hinter sich und findet das wohl schon viel zu viel, denn "früher", also als man noch mit dem rotbetressten Pferdchen trabte, brauchte man den "Schulterblick" auch nicht öfter. Resultate wie das hier zu bewundernde - wie konnte das am hellerlichten Tage bei absolut gerader und einsehbarer Straße passieren? - sind dann die Folge...

Der Rest ist die Mentalität des "Herren zu Pferde". Der Gaul muss prächtig sein, also der Wagen groß (Hauptsache groß!); und wer dem Herren in die Quere kommt, wer also bloß niederes Fußvolk ist, wird gnadenlos niedergeritten, was man an den Limousinen sieht, die alles niederzuwalzen bereit sind, seien es nun alte Babuschkas auf dem Zebrastreifen ("Kann die Alte nicht schneller, oder was?") oder Radfahrer am Straßenrand. Bremsen wegen unschuldiger Kinder? Fremde Idee aus dem verweichlichten Westen. Das trifft natürlich auch auf das Anlegen von Sicherheitsgurten zu; Taxifahrer sind geradezu beleidigt, ob dieses offenen Mißtrauens ihren Fahrkünsten gegenüber, und spätestens gewesene Offiziere werden einen dann aufklären, dass man hier sehen kann, wie weit der Mut der heutigen Deutschen von dem der früher hier kämpfenden entfernt ist. Verachtung gilt dem feigen Germanen- ein Kosak stirbt aufrecht in seiner Karosse! Alles klar? Weitere Ausführungen darüber, wie man etwa zu einer den Wetterverhältnissen angepassten Fahrweise steht, kann ich mir wohl sparen. Fakt ist: Spätestens 5 min nach Regenbeginn stehen die erstenWracks am Straßenrand- meist Auffahrunfälle....

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