Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 12. September 2010

Czerwonogrod

Nach Abschluss der Intensivkurse in Ivano und Drohobych sollte Ende Juni eigentlich eine schöne freie Woche auf mich warten. Frei war sie schon, aber machen konnte man kaum etwas. Petrus hatte die Schleusen des Himmels geöffnet und es regnete und regnete ohne Unterlass. Polen soff ab und in der Ukraine stieg der Pegel des Dnistr beängstigend...

Da musste man schon dankbar für ein paar Stunden sein, in denen es ab und an trocken war und sonst nur Nieselregen fiel. An solch einem Tag hielt es mich nicht mehr in meiner Bude und ich beschloss, eine Schlossruine aufzusuchen, die mir bisher entgangen war. Czerwonogrod- ursprünglich eine polnische Stadt- Gründung. Das überrascht insofern, als heute ein solcher Ort in keiner Karte verzeichnet ist. Entsprechend schwer fiel es mir, die richtige Zufahrt zu finden. Von einer Stadt, die einst sogar Magdeburger Stadtrecht besaß (!), ist nichts mehr zu sehen. Vielleicht erinnern zwei steinerne Kapellen an einem dem Schloss gegenüber liegenden Hang an frühere Besiedlung. Auch scheint die Kirche im Schlossareal für den Gebrauch bloß der Schlossherren etwas zu groß geraten. Aber sonst ist - wie gesagt - nix mehr da. Auch die alte Burg kann man nur noch ahnen, da auf ihren Resten im 19. Jh. ein Schloss im romantischen Stil errichtet wurde.

Daran erinnern heute nur noch der berühmte Wasserfall, der künstlich eingerichtet worden war und ursprünglich sicher Teil eines englischen Parks sein musste, wovon ebenfalls nur noch einige Reste erkennbar sind (u.a. eine Quelle mit Monumenten). Heute kann man Schlauchboote mieten und die "Stromschnellen" in Manier des Extremsports überqueren. Auf einer steilen Erhebung in einer Schleife, die mal ein Fluß ausgespült haben muss, von dem aber auch nichts mehr zu sehen ist, stehen noch zwei Türme und ein paar Reste der sie verbindenden Architektur. Dorthin gelangt man durch das Gelände eines alten Pionierferienlagers mit sozialistischen Motiven, das noch genutzt wird. Geändert hat sich kaum etwas, obwohl ich fürchte, dass der Gesamtzustand des Lagers zu Sowjetzeiten besser war. Auch die Versorgung des Lagers erfolgte früher vielleicht nicht per Pferdewagen. Fortschritt halt...

Keine Kommentare: