Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 23. September 2010

Pid Kamien

Pid Kamien liegt auf dem Weg von Ivano nach Lviv und fällt durch die an den Ortseingängen gut sichtbar platzierten Findlinge auf, in die eine Plakette mit dem Wahrzeichen des Ortes (einer doppeltürmigen Kirche) eingelassen ist. Irgendwer muss den Ort "sponsern", denn es gibt einen neuen Straßenabschnitt und Bürgersteige, die von der ansonsten ärmlichen Kulisse merkwürdig abstechen. Die Kirche selbst sieht von Ferne imposanter aus, als sie ist, denn sie liegt auf einer Erhebung und überragt so die kleine Ortschaft. Von Nahem enttäuscht sie allerdings durch die unscheinbare Fassadengestaltung, die allerdings einer wenig sachgemäßen Restauration geschuldet sein könnte. Nur von Innen zeigt sich eine gewisse Pracht (oben links), die wohl andeutet, dass der Ort in seiner Geschichte bedeutendere Zeiten als die heutigen erlebt hat.

Hinter der Kirche findet sich ein Friedhof, auf dem alte und neuere Gräber durcheinander liegen. Polnische Namen finden sich zwar, sind insgesamt allerdings weniger häufig vertreten, als ich dachte. Vielleicht liegt das aber an den vielen Steinen ohne Inschrift. Früher evtl. vorhandene Bronze- oder Metallplatten hat wohl jemand systematisch entfernt. So sticht nur die Reihe der Heldengräber ins Auge, die wohl auch hier an Ermordete aus der Zeit des ukrainischen nationalistischen Widerstands gegen die Sowjetisierung erinnern.

Insgesamt nichts Besonderes also, aber nun habe ich auch dort einmal angehalten. Mein Freund Taras hatte von Konzerten gesprochen, die in den Ruinen einer Burg in der Nähe der Kirche stattfinden sollen, aber gemeint hat er wohl ein anderes Pid Kamien- der Name kommt noch öfter vor. Damit habe ich noch ein Ziel für weitere Exkursionen. Vielleicht im Sommer mit Taras zu einem dieser Konzerte?

Ziel der Reise war ein Kurzausflug nach Lviv, wo ich - wie immer, wenn ich dort nicht eingeladen bin - im Hotel "Lviv" nächtigte. Warmes Wasser gibt es immerhin stundenweise, aber sonst sind die nicht renovierten Zimmer (also die preiswerte Kategorie - ca. 20 Euro/ Nacht) eigentlich unzumutbar. Bloß, warum mehr zahlen, wenn die Lärmbelästigung des von allen vier Seiten verkehrsumfluteten Hotels überall gleich schlimm ist? Und so großartig unterscheidet sich der Standard nicht von dem hier vorgeführten, bloß eine derart von der Qualität ukrainischen "Trinkwassers" (Bild links) sprechende Badewanne hat man in der besseren Kategorie nicht. Naja, ich will ja dort nur ein paar Stunden ruhen und nicht wohnen- da geht es.

Von Lviv, wo gerade eine Art Buchmesse stattfand, ist sonst nichts Neues zu berichten. Auffällig die vielen Hochzeiten in der Stadt. Wer braucht bloß solche Autos? Wahrscheinlich alle die, die selbst keins haben, aber von einem "Hummer" träumen. Status ist eben alles und zeigen, was man hat (oder eben auch nicht hat!) gehört zum Alltag.

Wie immer angenehm hingegen das kulinarische Angebot der Stadt. Diesmal fand ich ein aserbaidshanisches Restaurant, über dessen innere Gestaltung man unter dem Aspekt deutscher Gemütlichkeitsauffassungen vielleicht streiten kann, über dessen Speiseangebot man aber nicht maulen darf. Das war seit langem mal wieder ein Plof zum Träumen! Und mit einem Preis von 2,50 Euro sollte man zufrieden sein.

Auch sonst fiel mir hie und da etwas auf, was ich vordem so nicht zur Kenntnis genommen hatte. Das Denkmal des Erfinders der (hiesigen, vielleicht auch der Wiener) Gasbeleuchtung vor der Kneipe "Gasova Lampa" ist nicht zu übersehen. Übersehen hatte ich aber, dass er sich auch oben aus dem Fenster hängt, vielleicht um einen Passanten zu warnen, der in der noch unbeleuchteten Stadt in ein Loch stolperte. Anlass, an die Einführung des Gaslichts zu denken? Wer weiß...

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