Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 27. Juli 2016

Wismar im Juli

Nun passt Wismar nicht eben ganz nach Osteuropa, obwohl es "im (weiland) Osten" liegt. "Wildes Feld"? Immerhin hatten wir Störtebecker, Claus Jesup und andere wilde Gesellen. Vor allem aber kann man es sowohl von der Ukraine als auch aus "Cassovia" alias Kaschau oder Koscie mit dem Auto gut erreichen. Und das muss so sein, weil Eltern nun mal warten. Kurz, auch HWi gehört in den Blog über "den Osten".

Mitte Juli waren wir also mal wieder zu Besuch und schauten auch pflichtgemäß nach, was es Neues gibt. Die Nikolai- Kirche (Bild oben) ist natürlich nicht neu. Neu für uns war aber der Stadt(über)bllick von der Kirchturmplattform von St. Georgen. Man kommt bequem mit einem Fahrstuhl nach oben, so dass auch die (noch) etwas gehbehinderte Uta mühelos mithalten konnte. Oben dann ein Bild mit Vater als Stadtbilderklärer - einmal mit Weiblichkeit (drittes Bild) und einmal mit mit (Bild unten). ;-)  

Wirklich ist Wismar als Weltkulturerbestadt nicht so beeindruckend wie sein Doppel Stralsund, wo alles eine Etage höher und die Lage einfach schöner ist - die "titanischen Bürgerkirchen" (Stadtinfo) mal ausgenommen -, aber von oben sieht man doch, warum die Stadt diesen Status zu Recht bekommen hat. Die alte Bebauungsstruktur zeichnet sich unverfälscht entlang der Straßen und dem Stadtkanal ab und hinter den stolzen Gibeln (Bild zwei) kommen die alten Höfe gut zur Geltung. Früher standen sie natürlich nicht so sehr als Gartenfläche zur Verfügung, waren mit Stallungen und Kemmhäusern zugebaut, aber heute lohnt es sich, eine Wohnung "nach hinten raus" zu haben. Schade, dass wir damals nicht hier zugeschlagen haben....

Die Auf- bzw. Abfahrt mit dem Fahrstuhl zeigt übrigens eindrucksvoll die Ausmaße und vor allem die Höhe des Kirchenschiffs von St. Georgen. (drittes Bild) Dass der Turm nie fertiggestellt wurde, fällt da kaum ins Gewicht. Man thront in schöner Höhe über der Stadt  Der Innenraum wird für Konzerte und Ausstellungen genutzt, in diesem Sommer auch für Theater. Gespielt wurden "Faust" und ein Stück von Hoffmannsthal. Ich nehme mal an, die Ballons gehören zur Dekoration des "Faust". Auf jeden Fall passen sie gut in die Vierung vor dem Turm.

Neue Projekt gibt es auch. Der das zerstörte Kirchenschiff andeutende Raum hinter St. Marien soll zu einem Kunstpark umgestaltet werden und die Buden vor dem Turm kommen weg. Schade eigentlich, denn sie stören nicht wirklich, vermitteln eher das Bild einer mittelalterlichen Bauhütte, was ja gut zu dem allein stehenden Turm und der Imitation eines Tretkrans als Lastenaufzug passt. Aber da das Gefängnis neben dem Fürstenhaus abgerissen wird, entsteht neuer Platz. Wiederaufgebaut werden soll auch die alte Stadtschule, deren Fundamente man jetzt durch einen hässlichen Holzverschlag, der sie vor Regen schützen soll, besichtigen kann.Ob das gut ist? Natürlich war sie bis 1945 eine architektonische Perle der Stadt, aber kaputt ist kaputt. Was nun entsteht, wird nichts anderes als ein Imitat sein. Wir imitieren also einen Zustand, der den vergangenen Krieg nicht kennt und vielleicht sogar unkenntlich machen soll. Dazu bedarf es dann nur noch der Rekonstruktion von St. Marien. Bin ich ein Prophet, wenn ich heute schon voraussage, dass sie kommen wird? Mal sehen, wann die Gelder fließen...

Sonntag, 10. Juli 2016

Radtour nach Bitterfeld

Radfahren in Deutschland. Was könnten wir für ein glückliches Land sein, wenn der Eindruck, den die rekultivierte Tagebaulandschaft hinterlässt, auf den Zustand der Gesellschaft übertragbar wäre. Erst haben wir alles zerstört, aber dann ist es doch mit Weitblick und Verstand schöner als es war neu erstanden. Es gibt nun Wasser satt in Leipzig und Umgebung und wirklich viele neue Badeseen. Ich fuhr um den Werbellin- See (Bild oben) herum und quer durch Delitzsch über neue Tagebaurestlandschaften bis nach Bitterfeld. Man durchquert ein ganz junges "Urstromtal", nämlich den "Graben", den sich das Wasser nach dem Muldehochwasser quer durch die Tagebaulandschaft zu den Seen zwischen Bitterfeld und Delitzsch (Bild Mitte) gebahnt hat. Jetzt führt ein Asphaltweg hindurch. Überhaupt sind alle Radwege gut ausgeschildert und bequem auf Asphalt zu fahren. Ich fuhr trotzdem die 36,5 km hin nur mit ca. 25 km/h und also etwa in zwei Stunden. Das hatten wir schon viel (!) besser! :-( Aber es war sehr windig und die Temperaturen lagen über 30 Grad.

Klar, in der Slowakei hatte ich immer einen Ausweis, mein Smartphone, den Organspendenachweis (!) und 10 Euro mit, hier hatte ich bis auf das Telefon alles vergessen. Das rächte sich, denn auf dem Rückweg hatte ich erst einen Platten und dann verfuhr ich mich in Delitzsch und fand mich danach fast in Landsberg wieder. Noch mal zurück also. Zwar bin ich ein "Modell Kamel" und brauche immer erst abends mehr Flüssigkeit, aber nach 4 Stunden Fahrt mit nur einem Liter Wasser wurde der Mund doch arg trocken. Ich hätte an den Stränden, z.B. an der Goitsche (Bild unten) in Bitterfeld, ohne Probleme Wasser kaufen können, aber ohne Geld... So wird man alt und älter, aber Lehrgeld zahlt man immer noch. Egal. Nach etwas mehr als viereinhalb Stunden erreichte ich etwas kaputt mein Heim und so war es eben. Ein schöner Tag mit einer schönen Tour. 86,7 km im Ganzen. Da darf man sich etwas müde fühlen. :-)


Donnerstag, 7. Juli 2016

Schwarzer Abt und anderes

Die Rückreise aus der Slowakei nach Leipzig war etwas stressig. Aus jedem Winkel der Wohnung kroch noch irgendetwas, das eingepackt, weggeräumt oder saubergemacht werden musste. Obwohl ich schon den Montag Nachmittag zum Packen nutzte, der Abend gehörte dem Abschied von Bennet, war am Dienstag genügend Unerledigtes übrig. Ich hatte vor allem die Quittungen vom Projekt zu kleben, den Rechungsabschluss zu machen und den Abschlussbericht zu schreiben. Dann weiter packen, abends die Projekttechnik an Michael Oberhaus übergeben, Sachen ins Auto stauen. Ich hatte bis 0.30 Uhr zu tun und nahm die späte Zeit in Kauf, da ich anderntags ausschlafen wollte. Aber diese Rechnung hatte ich ohne meine Wirtin gemacht. Marika stand um 07.17 Uhr vor der Tür und drehte die Schlüssel im Schloss. Nein, zwei Stunden bräuchte ich noch. Brrr... An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Warum kam sie so früh? Kontrollieren, nachdem wir nun fünf Jahre Kollegen waren und sie oft genug zur Kontrolle in der Wohnung war? In der Hektik vergaß ich, die Schlüssel von meinem Fahrradschloss abzumachen. Von Leipzig aus bat ich um Zusendung. Keine Reaktion bis jetzt. Aus den Augen, aus dem Sinn. So verabschiedete mich die Slowakei mit der Art "Herzlichkeit", die ich hier oft genug mit einigem Erstaunen zur Kenntnis nehmen musste. Die Menschen verkehren miteinander wie Panzerschiffe sogar dann, wenn sie einen Nichtangriffspakt geschlossen haben...  

Trotzdem kam ich dann gut weg und gut an. Bis 23.00 Uhr schleppte die Familie die Sachen unsere 5 Etagen hoch und anderntags räumten wir einen ganzen Tag lang. "Stapelten wir" müsste man eher sagen. ;-) Doch dann war alles verstaut und wir rollten ab gen Schlaubetal. Im Forsthaus Siehdichum versammelte sich die ganze Schwiegerfamilie nebst Daniel und Kumpel Lutze zur Geburtstagsnachfeier der Schwiegereltern. 150.! Dazu luden sie alle in ihr Lieblingserholungsdomizil ein. Schön ist es da wirklich. Leider regnete es, so dass wir nicht wandern konnten. An "Kultur" stand Kloster Neuzelle (Bild oben) auf dem Programm. Seit dem letzten Besuch dort ist viel restauriert und fertig gestellt worden. Ein beeindruckendes Bauprogramm der katholischen Gegenreformation eben. (Bild Mitte) Einzigartig in unserer Region. Obwohl ich im Antiquariat herumschlich und dies und das beliebäugte beschied ich mich endlich doch mit einer Flasche Schwarzer Abt. (Bild unten) Ist billiger und auch "geistig". ;-)

Sonst habe ich mich arbeitslos gemeldet, einen AOK- Antrag gestellt, meine Projektergebnisse bearbeitet und fertig gestellt (Blog, Bilder und Projektfilm). Die Adresse ist: srobarka12.blogspot.de  


Mittwoch, 22. Juni 2016

Rekord

Das muss auch mal vermeldet werden... Vor 5 Jahren fand ich die fast exakt 60 km lange Strecke rund um den Ruzin und fuhr sie mit Fotostop in etwas mehr als 3,5 Stunden. Als ich die Strecke zum Trainingsrundkurs machte, wurden Zeiten etwas über 3 Stunden im untrainierten und etwas unter 3 Stunden im trainierten Zustand normal. Jeweils vor den Sommermonaten konnte ich das Training intensivieren und schaffte 2h 50 und auch schon mal eine Zeit knapp unter 2 h 45. Heute nun fuhr ich "meine Strecke" zum letzten Mal. :-( Aber, was soll ich sagen? Ich fuhr sie in sage und schreibe 2h 29min und 38 sek! Zum Schluss Bestzeit und was für eine: Über 5 min schneller als die bisherige Bestzeit! Ja, ich bin etwas dünner geworden und letzter Zeit, aber schwächer nicht... :-)

Montag, 20. Juni 2016

Novy Hrad (Novo Castrum)

Am Sonntag mit Ludo zur Burgruine Novy Hrad (auch Hanigovsky Hrad- zweites Bild). Die Wanderung an frischer Luft bei fast 30 Grad, aber kühlem Wind (Bild oben), tat meiner alkoholvernebelten Rübe gut. Tags zuvor hatten Andy, Lisa und ich bis 03.00 Uhr durchgehalten. Gezecht wir in jungen Jahren! Zur verflossenen Jugend gehörten auch die Themen. Interessant, dass die Jugend heute für das, was wir unter Promiskuität oder freie Liebe verstanden, ihre eigenen Begriffe gefunden hat. Sogar das mir so liebe Phänomen der Emanzipation osteuropäischer Frauen über das Sexy- Frau- Sein hat also einen Begriff. Andy, bekennender polyamourös Liebender, wusste sexpositiven von sexnegativem Feminismus zu unterscheiden. Lach. Und: Gut gebrüllt junger Löwe! Lisa schien nichts dagegen zu haben. Spät in der Nacht kam die Rede dann noch auf das bedingungslose Grundeinkommen. Die junge Linke braucht eben auch ein bisschen Theorie. ;-)

Aber das war am Sonntag schon Vergangenheit. Habe die beiden leider ein bisschen spät kennengelernt. Schade. Dafür kenne ich Ludo nun schon fünf Jahre und also war auch mit ihm ein Abschieds- Tag zu planen. Ich wollte auf eine Burg und er schlug seine Lieblingsburgruine vor. Und in der Tat: Die Umgebung von Hanigovce nahe Sabinov ist schön! Man sieht weit ins Land. Für den Blick auf die Tatra war es zu diesig, aber immerhin konnte man Burg Saris, Zentrum des alten Saroster Komitats, deutlich erkennen. (Bild drei- die Burg befindet sich oben auf dem Kegelberg) So groß ist Novy Hrad freilich nicht. Die Anlage wirkt bescheiden und nicht wirklich sehr wehrhaft. Die Reste des Palas könnten eher zu einer Sommerfrische als zu einem Herrensitz gehört haben. Aber das hängt sicher mit der Bausubstanz aus dem späten 14. Jahrhundert zusammen. Knapp eineinahlb Jahrhunderte später wurde die Burg schon erobert und eingeäschert. Man baute sie nicht wieder auf.

Deutlich zu sehen, wie sehr die Begründung, man würde mit dem Steinbau die Außengrenze des Reichs verstärken, stimmt. In Sichtweite nicht nur Burg Saris, sondern auch Kamenicky Hrad, die Burg, die ich vor etwa einem Jahr auch mit Ludo besichtigt habe. Bis hoch nach Stara Lubovna reihen sich also Burg an Burg und bilden die Verteidigung gegen Polen und Halicer. Kurios, das nebenbei, die Ortsnamen der Gegend. Da gibt es "Kyjov" und "Livov", etwas kleiner als Kiew und Lviv, und auch Rychwald, das ich in derselben Schriftform aus den Masuren kenne. Aber das zu sehen, darauf kam es nicht an. Auch die Kleinheit der Burg störte nicht, denn schön war die etwa einstündige Wanderung über die sanft geschwungenen Hügelketten der umliegenden Höhenzüge. (Bild vier) Ludo, der wieder Material für eine Fortsetzung seines Bandes über Sagen und Legenden der Gegend sammelt, wusste über die Geschichte Bescheid und klärte mich - wie immer sehr umfänglich - über alle Details auf.  Der Mann (Bild fünf), seines Zeichens Literaturdozent an der Uni in Presov, ist wirklich ein Kompendium nützlichen (und völlig unnützen) Wissens. Aber ich profitiere von dem Wissen und nehme dafür die Geschichten, auch die schon mehrmals gehörten, grinsend in Kauf. Es ist eben so: Irgendwann besteht gelebtes Leben aus Geschichten und nichts charakterisiert den Menschen mehr als die Geschichten, die er über sich und das Erlebte zu erzählen weiß.

Ich (Bild sechs) war also auch mit und erzähle, wenn ein anderer so viel zu berichten weiß, einfach weniger von mir. Das kann auch erholsam sein und erholsam war unser Ausflug. Die langen Wanderungen in der herrlichen Bergwelt rund um Kosice und Presov werden mir fehlen. Oder? Mal sehen, wie es in Rumänien wird. Berge hat's da ja auch!



Von Hanigovce ist nichts zu berichten. Immerhin sahen wir ein Fest der freiwilligen Feuerwehr. Es waren viele Leute gekommen und man sieht, es passiert etwas auch in den abgelegensten Gegenden. Sicher kämpfen die hiesigen Feuerwehren wie bei uns gegen das attraktivere Freizeitangebot der Freizeitindustrie und müssen was tun, wenn sie junge Leute als Nachwuchs gewinnen wollen. Gemeinsame Partys schweißen zusammen. Das ist schon klar.

Ansonsten schläft das Dorf und man fragt sich, wovon die Leute leben. Das Anwesen eines alten Mannes, allerdings mitnichten typisch für dieses und andere Dörfer, zeigt, wie man früher hier lebte. (Bild unten) Ob er sich und sein Eigentum schon aufgegeben hat? Es sah rund um Stall und Haus sehr einsam aus...

Das war also dieses Kapitel. Ludo treffe ich vielleicht im Sommer in Altenburg oder Leipzig wieder. Warum nicht? Die Welt heute ist klein geworden und da wird nicht jeder Abschied zu einem Abschied für immer. Vielleicht sehe ich ja auch Andy und Lisa mal wieder. Wäre schön. (Das als Wink mit dem Zaunpfahl, wenn sie meinen Blog endlich gefunden haben- ich grüße euch!) ;-)







Freitag, 17. Juni 2016

Erstes Landesfinale Jdi in der Slowakei

Das erste Landesfinale Jdi in der Slowakei ist nun Geschichte. Am 15.06. fuhr ich nach Bratislava und traf "meine Debattant/innen" (Erstes Bild - mit Theda/ links) wieder. Zunächst stand der Besuch einer Ausstellung über Flucht und Asyl auf dem Programm. Alle hörten aufmerksam zu, denn das Debattenthema hieß (wie auch in Tschechien und Ungarn) "Soll die Slowakei eine Quote für Flüchtlinge akzeptieren, sofern die EU finanziell hilft?". Die Ausstellung selbst war nicht so berauschend, aber wir trafen den sehr sympathischen Afghanen Faisal, der von seinen Fluchterlebnissen berichtete. Mit von der Partie waren auch Pavel vom Projektbüro in Prag (drittes Bild Mitte) und Malte (Praktikant am GI- Bild zwei vorne), der uns begleitete. Ein bisschen beeindruckend vielleicht die Simulation einer LKW- Fahrt im geschlossenen Container (Bild unten), die dennoch kaum nachvollziehbar machen konnte, was Faisal über die Temperaturen, die fehlenden Pinkelpausen und die Luftknappheit in dem engen Raum erzählte. Sehr lebhaft schilderte er die Leiden eines dreijährigen Kindes, das natürlich nichts verstand, aber gezwungen war, die Tortur auszuhalten. Der freundliche junge Mann lächelte immer, sprach von Freunden in der Slowakei und davon, dass er nach vorne blicken wolle. Ob das stimmt? Von seinen Träumen erfüllte sich keiner und heute verdient er nicht einen Bruchteil von dem Geld, das seine Familie für seine Flucht aufbrachte. Vom Goethe- Institut erhält er einen Gratis- Deutschkurs. Will er doch weiter in ein neues "gelobtes Land"? Wer weiß...

Leider war für einige der sehr gut vorbereiteten Kandidatinnen am 16. 06. nach dem Halbfinale Schluss. Aber so ist das Leben! Immerhin: Keiner hat sich blamiert, alle haben ihre Sache gut gemacht. Das spiegelte auch die Uneinigkeit der Jury wider, deren Mitglieder in einigen Fällen weit auseinander lagen. Wir haben uns dann pragmatisch und nach den Regeln geeinigt. Es kann eben nicht jeder Sieger sein. Leid tat es mir um Silvia (Bild oben Zweite v.l.) und Tomas (Bild vier vorne links), die beide klug und gut argumentierten und dennoch nicht den Zuspruch der Jury fanden. So kam es zu einem reinen "Frauenfinale" am 17.06., das am Ende Ema (Bild oben rechts außen mit dem Hut) von der Bilikova in Bratislava als Siegerin beenden konnte. Das war verdient, keine Frage. Ein kluges und engagiertes Mädel, das es sich mit ihrem eigenen Standpunkt zur Flüchtlingsfrage nicht leicht gemacht und sogar die Chance genutzt hat, zusammen mit ihrer Klassenkameradin Kristina (Bild oben neben Ema) in einem Aufnahmelager in Deutschland für Asylbewerber eine Deutschstunde zu halten. Der persönliche Kontakt mit den  netten Menschen hat sie sehr beeindruckt. Vielleicht hat dieses Engagement dazu geführt, dass Kristina den Wettbewerb als Zweite beendete und nun zwei Schülerinnen einer Schule die Slowakei beim Internationalen Finale in Prag vertreten! Vorher gab es am 16. 06. abends jedoch noch einen Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters. In der Küche regierte Schmalhans, aber immerhin gab sich unser Botschafter leutselig und umgänglich. Gemeinsam mit dem Schweizer Botschafter und dem österreichischen Kulturattaché war er dann Ehrengast beim Finale. Ich durfte von dem Eidgenossen Komplimente für mein "politisch durchaus beeindruckendes Statement" entgegennehmen und auch der Österreicher lobte meine rhetorischen Fähigkeiten. Unser Botschafter blieb freundlich- unverbindlich. Ich weiß warum. ;-)      



Egal. Emas Sieg und Kristinas zweiter Platz am heutigen Tag waren verdient, ohne Zweifel. Aber auch die Drittplazierte, Simona von der Srobarova, hatte ihre Sache sehr gut gemacht. Sara hat sich enorm gesteigert und so mit zu einem klasse Finale beigetragen, auch wenn sie am Ende "nur" Vierte wurde. (Bild unten v.l.n.r.: Ema, Simona, Sara, Kristina; hintere Reihe: A. Banasova, Schweizer und deutscher Botschafter, slowak. Saatssekretärin, J. Binder/ GI und G. Telge/ ZfA) Aber was macht das? Profitiert haben alle Teilnehmer/innen. Und sie sind zu einem wirklich tollen Team geworden, das sich später in Bratislava wieder treffen will. Schade, dass ich nicht dabei sein kann. Und so blutete mein Herz nicht nur, weil es Silvia, Tomas, Lucia und Simon nicht bis ins Finale geschafft hatten, sondern vor allem, weil wir einander nun verabschieden mussten. Die Welt ist rund, vielleicht sieht man sich mal wieder, vielleicht hört man voneinander... Aber wer weiß es? Wie immer wachsen einem die Menschen, mit denen man in einem Projekt verbunden war, mehr ans Herz, als die Schüler/innen, die man "nur" im Unterricht hatte. Wirklich: Jeder Abschied ist ein kleiner Tod! Das trifft natürlich auch für den Abschied von einigen Kolleginnen zu. Nach so vielen Jahren ist es unwirklich, wenn man sich vorstellt, man kommt in diesem Kreis nie wieder zusammen. So gab es denn einige Tränen. Nun ja, die jungen Leute sind Abschiede noch nicht gewöhnt. Aber mir fallen sie auch schwer. Man wird kein Profi im "Loslassen". :-(

Lichtblicke? Doch, ich bin zufrieden mit dem Erfolg der Veranstaltung und mit meinem eigenen Auftritt. Und wenigstens Oliver (erstes und viertes Bild unübersehbar der Größte!) sehe ich noch beim Projekt in Lomnica. Was es sonst noch gab? Eine Baustelle direkt vor dem Hotelzimmer! Und Slowaken beginnen um 05.53 ihre Werkzeuge zurecht zu legen und "pünktlich" 06. 58 begann der Presslufthammer zu dröhnen. Dabei hatte ich den Wecker auf 07.45 Uhr gestellt. Bei der Rückfahrt hatte ich einige Hänger...




Freitag, 10. Juni 2016

Galerie Cafe Medzev

Vernissage bei Helmut in Medzev. Leider wenig Leute, die sich ansehen und anhören wollten, warum man Horror- Masken vor allem für das Musik- Business aus erinnerten Kindheitsträumen schafft. Träumen oder Traumata? Wir waren uns schnell einig, dass Künstler ruhig protestieren und sich missverstanden fühlen dürfen, wenn sie nur eine Diskussion angestoßen haben und von anderen in den vielleicht auch falschen Intentionen wiedererkannt werden. Ist das Problem nicht überhaupt das, dass heute nichts mehr wirklich schockiert? Solche Masken gehören ja längst zum Horror- Alltag der nächtlichen Filmseher oder Kino- Besucher. Vor einigen Jahren mag sich noch jemand in dem Zustand als der wiedererkannt haben, zu dem er in seinem Büro- Alltag "Jeder gegen Jeden" geworden ist, heute nimmt man solche Kreatur als "normal" hin und sieht den Bezug zum eigenen Ich gar nicht mehr. Was kann Kunst noch im Zeitalter der totalen Beliebigkeit? Darüber sprachen wir, als die jungen Leute schon gegangen waren. Enrik, der einen - wie er meinte - wenig schmeichelhaften Film über Medzev plant, das er daher zu dem Ort "Metzen" (statt Metzenseifen) verfremden will, freute sich noch über meine Erklärung der etwas altertümlich- hintersinnigen Bedeutung des Wortes. Jetzt passt ihm der Titel nicht nur als Verlegenheitslösung, sondern als Programm! ;-) Seiner maskenbildenden Freundin wird es nicht schwer fallen, passende Gesichter zu entwerfen. Das hässliche Gesicht dieser Welt? Helmut kennt es. Er hat seinen sterbenden Vater nicht aus dem Krankenhaus nach Hause holen dürfen. DAS ist der wahre Horror unserer verwalteten Welt. Aber wer will das sehen? Das Gesicht des Todes- wir haben es im Kino, aber in der klinischen Welt natürlich nicht zu Hause. Gut, dass es nun beim Kaffee- Trinken stört!