Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 27. Juli 2016

Wismar im Juli

Nun passt Wismar nicht eben ganz nach Osteuropa, obwohl es "im (weiland) Osten" liegt. "Wildes Feld"? Immerhin hatten wir Störtebecker, Claus Jesup und andere wilde Gesellen. Vor allem aber kann man es sowohl von der Ukraine als auch aus "Cassovia" alias Kaschau oder Koscie mit dem Auto gut erreichen. Und das muss so sein, weil Eltern nun mal warten. Kurz, auch HWi gehört in den Blog über "den Osten".

Mitte Juli waren wir also mal wieder zu Besuch und schauten auch pflichtgemäß nach, was es Neues gibt. Die Nikolai- Kirche (Bild oben) ist natürlich nicht neu. Neu für uns war aber der Stadt(über)bllick von der Kirchturmplattform von St. Georgen. Man kommt bequem mit einem Fahrstuhl nach oben, so dass auch die (noch) etwas gehbehinderte Uta mühelos mithalten konnte. Oben dann ein Bild mit Vater als Stadtbilderklärer - einmal mit Weiblichkeit (drittes Bild) und einmal mit mit (Bild unten). ;-)  

Wirklich ist Wismar als Weltkulturerbestadt nicht so beeindruckend wie sein Doppel Stralsund, wo alles eine Etage höher und die Lage einfach schöner ist - die "titanischen Bürgerkirchen" (Stadtinfo) mal ausgenommen -, aber von oben sieht man doch, warum die Stadt diesen Status zu Recht bekommen hat. Die alte Bebauungsstruktur zeichnet sich unverfälscht entlang der Straßen und dem Stadtkanal ab und hinter den stolzen Gibeln (Bild zwei) kommen die alten Höfe gut zur Geltung. Früher standen sie natürlich nicht so sehr als Gartenfläche zur Verfügung, waren mit Stallungen und Kemmhäusern zugebaut, aber heute lohnt es sich, eine Wohnung "nach hinten raus" zu haben. Schade, dass wir damals nicht hier zugeschlagen haben....

Die Auf- bzw. Abfahrt mit dem Fahrstuhl zeigt übrigens eindrucksvoll die Ausmaße und vor allem die Höhe des Kirchenschiffs von St. Georgen. (drittes Bild) Dass der Turm nie fertiggestellt wurde, fällt da kaum ins Gewicht. Man thront in schöner Höhe über der Stadt  Der Innenraum wird für Konzerte und Ausstellungen genutzt, in diesem Sommer auch für Theater. Gespielt wurden "Faust" und ein Stück von Hoffmannsthal. Ich nehme mal an, die Ballons gehören zur Dekoration des "Faust". Auf jeden Fall passen sie gut in die Vierung vor dem Turm.

Neue Projekt gibt es auch. Der das zerstörte Kirchenschiff andeutende Raum hinter St. Marien soll zu einem Kunstpark umgestaltet werden und die Buden vor dem Turm kommen weg. Schade eigentlich, denn sie stören nicht wirklich, vermitteln eher das Bild einer mittelalterlichen Bauhütte, was ja gut zu dem allein stehenden Turm und der Imitation eines Tretkrans als Lastenaufzug passt. Aber da das Gefängnis neben dem Fürstenhaus abgerissen wird, entsteht neuer Platz. Wiederaufgebaut werden soll auch die alte Stadtschule, deren Fundamente man jetzt durch einen hässlichen Holzverschlag, der sie vor Regen schützen soll, besichtigen kann.Ob das gut ist? Natürlich war sie bis 1945 eine architektonische Perle der Stadt, aber kaputt ist kaputt. Was nun entsteht, wird nichts anderes als ein Imitat sein. Wir imitieren also einen Zustand, der den vergangenen Krieg nicht kennt und vielleicht sogar unkenntlich machen soll. Dazu bedarf es dann nur noch der Rekonstruktion von St. Marien. Bin ich ein Prophet, wenn ich heute schon voraussage, dass sie kommen wird? Mal sehen, wann die Gelder fließen...

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