Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 27. Juli 2016

Urlaub- Augsburg am 25. 07.

Von Kindheit an war ich Geschichtsfan. Keine Burg, auf der ich nicht war, kein Museum, das ich nicht besuchte. In der frühen Jugend kam die Leidenschaft für das Werk Brechts hinzu. Zwei Dinge wurmten mich zu dieser Zeit immer: Ich würde als DDR- Bürger nie die Fuggerei sehen und nicht wissen, wie die Stadt Brechts, wie das in seinen Gedichten besungene Ufer des Lechs aussieht. Doch wie sagte der Weise aus Augsburg sinngemäß? "Sage niemals nie. Aus nie wird morgen schon." Und so gingen beide Träume nun doch in Erfüllung! Das Museum im Brecht- Haus hatte geschlossen, aber das war mir egal. Ich sah die Straße und hörte das kleine Flüsschen murmeln, das auch er vor dem Einschlafen gehört haben muss. (Bild oben) Und ein paar Straßen weiter stießen wir auf die Fuggerei, jene weltgeschichtlich erste Sozialsiedlung, die noch bis heute betrieben wird. (Bild zwei) Der reiche Sack, Jacob Fugger, dem man gemessen an den Einsichtsmöglichkeiten seiner Zeit manch Gutes nachsagen mag, wird dennoch gewusst haben, wie nahe seine Seele dem Fegefeuer gekommen ist. Da konnte ein bisschen soziales Engagement nicht schaden, ja, es schien sogar geboten. Diejenigen, die das "Soziale" über den Klee loben, vergessen, dass er seine Gnade an Bedingungen band, die man auch als eine Form von Ausbeutung auffassen kann: Die Insassen mussten gut katholisch sein und sich verpflichten, drei Mal täglich für das (bedrohte) Seelenheil des Patrons zu beten. Nun ja... Trotzdem: Die Anlage ist beeindruckend und ich war glücklich sie zu sehen.



Auch der Dom ist imposant und birgt manch Sehenswertes. Die Krypta z.B., in der als Gründungsheiliger ein Bischof aus dem 8. Jahrhundert begraben liegt. (Bild drei) Die romanischen Bildwerke beeindrucken durch ihre fast antike Ausführung. Ich fand das Motiv einer Grabsäule interessant, die sich im Dom findet. Mit einer Blüte an der Spitze soll sie ewiges Leben verkünden, ein Motiv, das aber aus der morgenländischen Tradition stammt. Ich kenne es von der muslimischen Grablege der tartarischen Soldaten, die auf dem jüdischen Friedhof in Czernowitz begraben sind! Ich war daher einigermaßen verblüfft, so etwas hier zu finden, Aber die Traditionslinie ist halt dieselbe. Da klärt es sich dann auf.

Auf andere Weise interessant die Wasserversorgung der Stadt. Man hat das Wasser kreuz und quer durch die Straßen geführt, was gelegentlich "Überführungen" notwendig machte. Lustig. (Bild vier)

Aber Augsburg bietet nicht nur Mittelalter. Man spürt, dass die Stadt nie bedeutungslos geworden ist. Das zeigen die verschiedenen Baustile und die Schlösser aus spätbarocker Zeit, so das Domizil der heutigen Verwaltung. (Bild unten)  

Augsburg war ein schöner Abschluss des Urlaubs. Am späten Nachmittag verließen wir die Stadt und sind nun wieder im Klein- Paris des Ostens. Warum auch nicht? Hier ist es auch schön! ;-)




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