Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 14. Mai 2008

Kommt ein Vöglein geflogen…

Ja, das brachte früher wohl der Liebsten Brief, heute ab und an so genannte „Kurierpost“. Verfolgt man den Weg vom Vögelchen – einer Brieftaube vielleicht – in die moderneren Zeiten des Postverkehrs, dann gehören Assoziationen vom Posthorn wahrscheinlich mit dazu. Man möchte nun denken, dass auch diese Zeiten längst entschwunden sind und sich ein solcher Hornstoß selbst in der Ukraine oder noch weiter östlich nicht mehr antreffen lasse. Das stimmt auch, solange man an des Posthorns Laut im Wortsinne denkt. Nimmt man es aber als Metapher, dann sieht die Sache schon anders aus.

Also, da gibt jemand in Kiew ein Paket auf, adressiert an „Frank Steffen, Telefonnummer, Chernivci“. Wie soll der arme Mann mich finden in einer Stadt von immerhin über 200 000 Einwohnern? Nun, das moderne Posthorn macht’s möglich! An etwas anderes konnte ich jedenfalls nicht denken, als heute mitten im Unterricht das Handy klingelt und eine Stimm erklang wie Donnerhall: „In 10 min am Soborna- Platz!“ – Nun ist der arme Ausländer natürlich etwas blöde und kommt anfangs gar nicht auf die Idee, dass die Befolgung oder Nicht- Befolgung dieses gebrüllten Kommandos über Wohl und Wehe einer Büchersendung entscheidet. Welcher Idiot kommt da auf die Idee… ? – Gerade noch rechtzeitig fiel mir dann doch ein, dass ein Bücherpaket avisiert war. Also flugs das Handy ans Ohr einer Schülerin und die Bitte formuliert, der Kurierdienst möge doch zur Schule kommen. Das geht aber nicht, warum auch immer. Glücklicherweise lässt sich der Herr jedoch dazu herab, einen neuen Termin (den alten hätte ich auch mit Auto vor der Tür nie im Leben einhalten können) außerhalb meiner Arbeitszeit zu akzeptieren. Der Treffpunkt hinge vom Zeitpunkt ab. 15.00 Uhr? Ja, da sei er am Busbahnhof.

Nun steht der Abwicklung der Sache nichts mehr im Wege. Da mein Auto in der Garage auf bessere Tage wartet, schnappe ich mir ein Taxi und suche am Busbahnhof einen weißen Transporter mit der Aufschrift „Möbel- Unger“. Das klingt immerhin vertraut und solide und so ist es dann auch. Zwar muss der schlafende Fahrer erst geweckt werden, aber dann bekomme ich ohne Umschweife und weitere Nachfragen nach einem Ausweis oder ähnlichem mein Paket und kann es stolz mit dem Taxi in die Schule fahren. Ob eines solchen Luxus erstaunt mein Direktor etwas – er steht wie immer rauchend und als gutes Vorbild für seine Schüler am Eingang – doch mich lässt das kalt: Insgesamt nur eine Stunde Aufwand und etwa 3 Euro für das Taxi. Das bezahlt ein Bundesprogrammlehrer (wie so Vieles andere) doch locker aus seiner eigenen Tasche, oder?

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