Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 5. Mai 2008

Was von der Schulzeit bleibt...

Man kann es auch anders sehen. Und es wird auch anders gesehen. Drum will ich es nicht kommentieren, sondern nur so schreiben, wie es ist. Und falls meine Chefs es lesen, mögen sie immerhin wissen, wie wenig mich die immer öfter abhanden kommende Möglichkeit, meinen Auftrag zu erfüllen, befriedigt. Zum Glück habe ich motivierte Schüler, die freiwillig am Sonnabend für 3 Zeitstunden in die Schule kommen. Da können wir wenigstens am Stück schreiben und anhand von Originalmaterialien zum DSD- C1 üben. Mehr machen kann man aber nicht. Auf den Schultern der Schüler (und einiger Lehrer) wird so ausgetragen, was schulorganisatorisch einfach nur "problematisch" zu nennen ist…

Im September ist noch nicht viel los. Das Schuljahr beginnt und alles muss sich erst finden. Der Direktor sieht, welche Lehrer noch da sind und welche ersetzt werden müssen. Neueinstellungen, Schwangerschaften und dgl. mehr erfordern Stundenplanänderungen, die Räume stehen noch nicht ganz fest usw. Ohnehin warten alle (in der Deutsch- Abteilung) erst mal auf die Schüleraustauschfahrt nach Remscheid. Dann aber beginnt die Arbeit doch und bis Dezember haben Schüler und Lehrer wenig zu lachen – die Schüler, weil sie nach einem Achtstundentag in der Schule die vielen Hausaufgaben nicht schaffen und die Lehrer, weil sie eben mit den Korrekturen ihrer Aufträge ausgelastet sind. Da kracht die Schwarte! Einzige Pausen sind die Oktober- Ferien und der Lehrertag, der zwar offiziell am Sonntag, dem 07. 10. stattfindet, in der Schule aber den Freitag bindet. Immerhin war am Montag, dem 01. 10., frei, da am Wochenende gewählt wurde und viele Lehrer als Wahlhelfer fungierten. Vom 28. 12. 2007 bis zum 13. 01. 2008 waren dann Winterferien.

Das zweite Semester beginnt wie das erste endete- mit viel Arbeit. Aber dann schlägt die alljährliche Grippewelle zu und die von allen heiß ersehnte „Quarantäne“ beginnt: frei vom 14. 02. bis zum 22. 02. Ab dem 25. bis zum 29. sind dann Winterferien. Irgendwann zwischendurch war dann noch der „Tag der Verteidiger der Heimat“, kurz der Männertag, an dem auch nicht viel passiert. Nach dem halben Februar kommt der März: Erst einmal wird der 8. März (Frauentag) vorbereitet und am Freitag, dem 07. 03., festlich begangen. Die Frühjahrsferien sind vom 21. – 28. 03. Im April ist am 22. die Schule zu wegen der neu eingeführten Uni- Aufnahme- Tests. Viele Schüler erscheinen danach gar nicht erst wieder in der Schule – die 11. Klasse (Abiturjahrgang) kommt sowieso nur noch, wenn sie will. Wozu auch zur Schule gehen? Am 25. gehen die Kinder aus religiösen Elternhäusern zur Kirche, denn am 27. 04. ist Ostern. Fällt ein Feiertag auf einen Sonntag, ist der Montag frei, und weil am Dienstag wieder Tests sind, bleibt die Schule auch am Mittwoch geschlossen. „Brückentag“ zum 1. Mai, der, weil es ein Donnerstag ist, einen freien Freitag nach sich zieht. So ist vom 25. 04. bis zum 05.05. nix los am Gymnasium Nr. 1! Aber am 05. 05. - … ? Ja, zwei Tage arbeiten wir, dann ist am Mittwoch Testierung. Ich wundere mich schon, dass wir am Donnerstag arbeiten, obwohl ich erst mal sehen muss, wie viele Schüler da sind. Am Freitag dem 09. Mai nämlich ist Tag des Sieges. Und jetzt beginnt die Zeit, in der die Lehrer die Klassenbücher schreiben, alles also gelaufen ist, und die Schüler zu nichts mehr Lust haben. Man führt auf Exkursion, besucht das Theater, lässt das Jahr ruhig ausklingen…

Ach ja, ich hab vergessen, dass wie irgendeinen dieser „Brückentage“ am Sonnabend, dem 05. 04., nachgeholt haben und dass wir auch am Sonnabend, dem 17. 05., arbeiten werden. Der heraus gearbeitete Sonnabend, der 31. 05., ist dann schon wieder Augenauswischerei. Hier findet nur das „Letzte Klingeln“, also der mehr oder weniger festliche Schuljahresabschluss statt…

Vom 01. bis zum 20. 06. haben die 9. und 11. Klassen Prüfungszeit, die anderen werden schon am 01. 06. in die dreimonatigen Ferien entlassen. Rechnet man das alles zusammen, dann kommen summa summarum 16 Arbeitswochen im ersten und 14 verstümmelte im zweiten Semester heraus. 30 Wochen Schule gegen 26 Wochen Freizeit! Und wenn man dann noch weiß, dass viele Schüler (am Gymnasium die meisten) die 4. Klasse übersprungen haben und de facto also nach 10 Schuljahren ihr Abitur machen, dann wird verständlich, warum man in Westeuropa die Studienbefähigung ukrainischer Jugendlicher an zwei im Vollstudium absolvierte Studienjahre bindet. Ohnehin sind die Studierenden dann erst 18!

(Im Falle der vielen klugen und talentierten Schülerinnen und Schüler, von denen auch in diesem Jahr wieder 12 von 18 Kandidaten inmitten des Schuljahres und trotz vieler Schwierigkeiten schulorganisatorischer Art die Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom erfolgreich abgelegt haben, kann man das auch als Kompliment lesen: Was kann man nicht alles schaffen, wenn man motiviert und fleißig ist!)

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