Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 11. September 2015

Kaunas

Am 22. 07. brachen wir ins ca. 100 km entfernte Kaunas auf. Die Stadt, heute die zweitgrößte Litauens und Universitätsstadt, war mit der dortigen Burg lange Zeit ein Zankapfel zwischen dem Deutschen Orden und Litauen, da der Landstrich Ostpreußen von Livland trennte und so eine Vereinigung des Deutschen- mit dem Schwertbrüderorden unmöglich machte. Aus dieser Zeit stammen die Reste der beeindruckenden Befestigungsanlagen, die man beim Eintritt in die Altstadt passieren muss. (Bild oben) 1410 wurde der Konflikt dann zugunsten von Polen- Litauen entschieden und die Stadt verlor ihre militärische, gewann aber Bedeutung als Handelsstadt.

Davon zeugt das beeindruckende gotische Haus (ältestes Haus der Stadt), von dem nicht klar ist, ob es einem deutschen oder litauischen Handelsmann gehörte. Ist auch egal. Auf jeden Fall hatte der Mann Beziehungen zu Hansestädten, denn in jeder derselben wäre es mit seiner Architektur ein Schmuckstück des Heimischen. (Bild Mitte) Obwohl kein Museum, kann man es besichtigen. Auf unser Klingeln hin öffnete eine sehr nette Mitarbeiterin der Kirchenverwaltung, die dort Schulungs- und Veranstaltungsräume unterhält, und zeigte uns die Räumlichkeiten und den Keller, der eine kleine Ausstellung zur Baugeschichte enthält. In unmittelbarer Nähe dieses Hauses hatte Adam Mickiewicz seinen ersten Wirkungsort. Aha...

Die andere Seite des Memel- Hoch- Ufers erklommen wir nicht, obwohl es mir (endlich) wieder gut ging. Stattdessen erwanderten wir die kleine aber feine Altstadt, die langsam aus dem sowjetischen Schlaf erwacht. Schlaf? Es verwundert immer wieder, wie selektiv der sowjetische Denkmalschutz vorging und wie bedenkenlos gewaltige Denkmäler der Arbeits- und Schöpferkraft des Volkes dem Verfall bzw. dem Vandalismus preisgegeben wurden. Immer wieder fanden wir im Baltikum insbesondere Kirchen, die als Möbellager und Pferdeställe genutzt wurden und deren wertvolles Inventar so ruiniert ist. Ein Glück, dass man wenigstens die Außenhaut der meisten Bauten wiederherstellen kann und das auch tut. Sonst ist von Kaunas wenig zu berichten. Es hat einen sehenswerten Boulevard (die Hauptachse zum Markt) mit vielen kleinen Cafes und Restaurants. Wir speisten "italienisch" und waren's zufrieden. Abends nahmen wir Abschied von Vilnius.  


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