Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 16. April 2022

2022-03-19 Spaziergang durchs Wohngebiet

So richtig Ruhe will nicht einkehren. Zwar ist die erste Panik vorbei, aber nun stehen die Flüchtlinge an den Grenzen und einige meiner Schüler/innen sind aktiv mit freiwilliger Hilfe beschäftigt. Ich tue das meine, um mitzuhelfen. Aber vor den Geldautomaten bilden sich Schlangen und es gibt keine Euro mehr. An den Zahlstellen vor den Banken und vor der Post bilden sich Schlangen, weil die Leute an die Überweisungen ihrer Familienmitglieder aus dem Ausland kommen wollen. (Bild oben) Ich sehe das mit gemischten Gefühlen, denn noch habe ich zwar Euro für die Mietzahlungen, aber für die Vorauszahlung über den Sommer brauche ich frisches Geld. Meine Sofia hat auch Panik und will für drei Monate im Voraus bezahlt werden. Sie fürchtet, dass ich gehe...

Jedenfalls bin ich an dem Wochenende um den 19. 03. das erste Mal seit Wochen wieder einfach mal so draußen und spazieren gewesen. Höchste Zeit, denn das Sitzen und Streiten auf Facebook, Twitter & Co. zehrt an den Nerven. Sreiten? Nun ja, einige meiner ukrainischen Freund/innen begannen alle Vorurteile Putins gegenüber der Ukraine zu bestätigen: Nein, man soll gefangene russische Generäle nicht einfach so umbringen und schon gar nicht soll man damit warten, bis man ihre Kinder vor ihren Augen erschießen kann. Was da hoch kommt, ist dümmstes 19. Jahrhundert. Auf russischer Seite kämpft man ums "Reich", auf ukrainischer um den Nationalstaat. Mit Demokratie und so haben beide nix am Hut. Das zeigt sich u.a. am Personenkult um Selenskyi und an der völligen Verneinung alles Russischen, was mit der Überhöhung alles Ukrainischen Hand in Hand geht. Der Kosaken- Kitsch in meiner Timeline kann ermüden... 

Ansonsten geht es für manche Russen hier auch schon um "Heimat oder Tod" (Bild Mitte). Schmierereien sind in Chisinau selten; wenn es welche gibt, dann sind es russische nationalistische Parolen. Auf der anderen Seite gibt es eine enorme Hilfsbereitschaft, was die Aufnahme hunderttausender Geflüchteter und die Versorgung der Transitreisenden anbelangt. Und das, obwohl die Moldauer wirklich kaum was übrig haben, was schon im Straßenbild sichtbar wird. (Bild unten) Es war schönes Wetter und ich habe mich erholt. Man muss leben - trotz allem.   

Keine Kommentare: