Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 15. Juli 2014

Chust


 Ok. Nach zwei so schönen Exkursionen soll man sich nicht beschweren, wenn der Rest der Tage im Regen versank. (Seit zwei Tagen wasche ich nun Wäsche, denn "muffig" riecht alles, egal ob getragen oder in der Tasche gelegen!) Erst am Sonntag, dem Rückfahrtag, schien wieder die Sonne (33 Grad). Ich fuhr über Chust, ein Ort, den ich - wie Rakhiv - schon oft durchquert habe, ohne je dort angehalten zu haben. Dieses Mal wollte ich auch Chust noch sehen. Immerhin wusste ich von der Burg auf einem Kegelberg mitten in der Stadt - man kann sie von der Umgehungsstraße aus erkennen. 

Also rein in etwas, das Istva Szabo wahrscheinlich ein "typisch oberungarisches Städtchen" genannt hätte. Es gibt eine altehrwürdige Kirche, wahrscheinlich katholisch und vom Stil her denen in Presov und Medzev ähnlich, die aber geschlossen ist. Mit dem Mauerfragment davor ist sie nun, da die Ungarn meist weggezogen bzw. umgesiedelt sind, so etweas wie ein Museum. Mag sein, dass ein paar Omas dort zu besonderen Feiertagen Gottesdienst besuchen. Heute, am Sonntag, war alles verriegelt.

Neben dem katholischen Zeugnis kündet die renovierte Synagoge (ebenfalls geschlossen) von der ehemaligen Einwohnerschaft. (Bild oben) Beide Gotteshäuser weisen barocke Umbauten/ Fassaden auf, womit klar ist, wann Chust in Blüte stand. Barock umgebaut war sicher auch die aus dem 14. Jh. stammende Burg, deren imposante Ruinen die Stadt dominieren. Von oben hat man einen schönen Rundblick (Bild unten) unter anderem auf die neue orthodoxe Hauptkirche, die sich hinter einem Rest der ehemaligen bürgerlichen Bebauung des Boulevards (drittes Bild) erhebt. Von oben nicht sichtbar sind die Symbole der ukrainischen Inbesitznahme der Stadt. Natürlich ausgedrückt vor allem durch ein Denkmal von Taras Grigoriewitsch! (Bild drei) Dieses Mal aber ein sehr junger Tschewchenko mit einer an Engelsflügel gemahnenden Ikonografie. Nun, ein Engel war der garantiert nicht. Aber falls die Poesie ihn beflügelte, so mag das hingehen. ;-) 

Schade. Wenig ist übrig vom alten ungarischen Chust. Mag sein, dass viel im Krieg kaputt gegangen ist. Jedenfalls wird es einige Mühe kosten, aus der sozialistischen Verbauung von allem und jedem das herauszuschälen, wo sich künftige Generationen wohlfühlen können. Immerhin sind die beiden V- förmig auf den zentralen Platz zulaufenden zentralen Straßen nun für den Verkehr gesperrt und die Baustelle deutet an, dass hier eine Fußgängerzone mit Brunnen und Rabatten entsteht. Gut so. Mal sehen, was in ein paar Jahren daraus geworden ist.



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