Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 26. Juli 2014

Urlaub- Lüttich und Namur

Gleich hinter Aachen beginnt also Belgien, was man auch sieht. Das Material der ländlichen Häuser ist anders (dunkler Naturstein oder Backstein in ähnlicher Farbe) und alles scheint eine Nummer kleiner als in Deutschland. Man hat die alten Häuser renoviert, aber ihre Struktur erhalten und nichts abgerissen und neu gebaut. Kleiner, verwinkelter und etwas unübersichtlich ausgeschildert sind auch die Straßen in den Dörfern. Besonders in größeren Ortschaften hat man zu tun, die Informationen rechtzeitig zu verarbeiten und zwei ineinander übergehende Kreisverkehre mit wechselnden Vorfahrten verlangten auch mir einiges an Konzentration ab. Man hat das Gefühl, nicht so entspannt unterwegs zu sein wie sonst.

Aber nicht alles ist kleiner. Liège hat so viel Einwohner wie Kosice, aber die Stadt mutet wie eine "echte" Großstadt an (mit Skyline und so). Außerdem heißt die Stadt auch Lüttich und liegt nicht (wie Anka einst annahm) in der Schweiz. Die Stadt wirkt ein bisschen wie Aachen; viel historische Bausubstanz, aber kein geschlossenes Altstadtgebiet. Allerorten ist man versucht, die Lückenbebauung für fanatsielos und ab und an auch befremdlich deplaziert zu halten. Aber da sollte man wohl vorsichtig sein... Die Schäden von WK I und WK II sind gravierend gewesen und große Tafeln in den Stadtzentren erinnern besonders an den 1. Krieg, der damals schon ganze Stadtzentren in Mondlandschaften verwandelt hatte. Kaum wieder aufgebaut, erfolgten die Bombardements des 2. Krieges. Unfassbar, wie leichtfertig Menschen in einer Nacht zerstören, was danach Generationen nicht wieder so wie es war aufbauen können. Vielleicht verstecken "wir" die Kriegsschäden bloß besser, um nicht daran erinnert zu werden. Trotzdem ist es schade, dass manche Bebauungen in Liège unter städtebaulichen Aspekten so inkonsequent daher kommen: Nicht richtig alt, aber auch nicht wirklich modern. (Bild 1) Und so ein monumentales Bauwerk wie die Großkirche aus dem 13. Jh. (St. Pieter?), in der sich bei einem Aufstand der Zünfte das städtische Patriziat verschanzte, steht in einer unbelebten und fast abgeschiedenen Gegend. Trotzdem dominiert der Bau die Sicht auf die Stadt. (Bild zwei)

Wir hatten also Lüttich bald hinter uns und noch Zeit. Ab nach Namur, das von einer wirklich riesigen Zitadelle bekrönt ist, die wir aber wegen des Meniskus von Uta (Humpelbein- aber tapfer!) nicht besichtigt haben. Namur macht insgesamt einen mehr historischen und sehenswerten Eindruck. Große Bürgerhäuser, (Bild drei) große Kirchen und ein imposanter Rathausplatz (Bild unten) vermitteln einen dem Touristen angenehmen Eindruck. Außerdem liegt die Stadt am Fluss, hat eine schöne Promenade und bietet historische Ansichten vom Flußufer aus. Den Leuten geht es gut; jedenfalls sind die ebenfalls (aus ostdeutscher Sicht) kaum preiswert zu nennenden Lokale an den Plätzen und Straßen, in den Winkeln und Gassen gut gefüllt. Das Wetter tat natürlich ein Übriges. Fast 30 Grad! So nahmen wir dann in Leuven nur noch unser Ferienhaus (mit Wintergarten und tollem Garten!) in Besitz (Schlüssel unter der Betonente am Eingang!) und spielten Scrabble bis zur Erschöpfung. Ach ja, Einkaufen waren wir auch. Anka und ich suchten eine geraume Weile, ehe wir einen Carrefour- Supermarkt fanden. Wo gehen die Leute bloß einkaufen? Die etwas eintönigen Reihenhaussiedlungen bieten wirklich nur Schlafkomfort. Sonst gibt es buchstäblich nix. Und einen Aldi, einen Lidl oder einen Konsum in Laufnähe sucht man vergeblich. Irgendwo auf der grünen Wiese müssen diese Super- Einkaufsteile rumstehen, die jeden fühlenden Menschen mit Grausen erfüllen, aber dennoch das sind, was von der lebendigen Einkaufskultur der alten Städte übrig geblieben ist. Wir haben sie aber nicht gefunden...



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