Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 5. Juni 2021

Nachtrag: 31. 05. 21 Letztes Klingeln und Diplomübergaben

Am 31. 05. war letzter Schultag, d.h. die 10. und 11. Klassen gehen - wie auch die Grundschüler - in die dreimonatige Sommerpause. Die 9. und 12. Klassen haben jedoch noch bis Anfang Juli Abschluss- bzw. Abiturprüfungen. Aber das zählt für die Abiturienten schon nicht mehr zur Schule, weswegen sie wie in Rumänien mit den Roben mittelalterlicher Magister antreten. "Antreten" ist dabei wörtlich gemeint, denn wenn die militärische Disziplin auch nicht so hooch ist wie etwa in Polen, so ist das "letzte Klingeln" doch quasi- militärisch in Appell- Form organisiert. Apropos "organisiert": Noch am Freitag Abend war die Veranstaltung wegen Corona untersagt worden, aber niemand glaubte daran, weswegen die Schüler ihren Tanz auch am Sonnabend geübt haben. Allerdings war bis zum Schluss nicht klar, was in welcher Form stattfinden würde. Am Sonntag muss sich dann irgendetwas neu entschieden haben, denn wir sollten mal eben den ständigen Vertreter der BR Deutschland in Moldawien von 09.00 Uhr auf 08.30 Uhr umbestellen. Eigentlich eine Zumutung, aber Herr Kinne ist wohl Kummer gewohnt und kam um 08.30 Uhr.

Dann begann alles mit dem Einmarsch der Schüler/innen der 9. und 12. Klassen. Sie gingen dabei durch zwei Luftballon- Tore, von denen das Eingangstor in den Farben Schwarz- Rot- Gold, das zweite Tor in den moldawischen Staatsfarben geschmückt war. Nach der Nationalhymne und der Hymne von Chisinau und den üblichen Reden (Bild oben die Schulleitung, FBK Liesegang mit Marius, der die Rede übersetzte, und verdeckt im Hintergrund der Ständige Vertreter) löste dich die Veranstaltung nach ca. 1,5 Stunden (Kurzvariante- wie mir versichert wurde) in einen allgemeinen Tanz der Schüler auf (Bild drei). Vorher aber der Höhepunkt: Das letzte Klingeln! Wie in der Ukraine auch klingelt eine Erstklässlerin und wird dabei von einem Absolventen getragen (Bild zwei). Eine schöne Tradition, wie ich meine.    

Nach der Außenveranstaltung ging es zur Diplomübergabe in die Aula der Schule. Allerdings waren die Schüler/innen der 10. Klassen für 09.00 Uhr bestellt worden; als wir um 10.30 Uhr kamen, waren von den ca. 100 Diplomand/innen nur noch wenige da. (Bild fünf). Verständlich. 

Auf einen Kaffee bei der Direktorin haben wir dann verzichtet, denn um 11.00 Uhr war die Diplomübergabe an der russischen Schule (LT N. Gogol) geplant. Auch dort wartete eine Vertreterin der Deutschen Botschaft, was als Argument gelten konnte. Ansonsten sind die Schulen darauf erpicht, jeweils klar zu machen, wer hier die erste Geige spielt. Die Schulkonkurrenz, verstärkt durch die Sprachdifferenz und die daran festgemachten politischen Animositäten, ist ein bisschen grotesk. Am liebsten hätte jede Schule mit dem DSD ein Alleinstellungsmerkmal im Land und die Bestrebungen der ZfA neue Schulen zu gewinnen, werden nicht gerne gesehen. Ich stehe dann zwischen den Stühlen, da es für mich natürlich keine Präferenzen gibt.

An der "Gogol" (Bild unten: Frau Gockel von der Kulturabteilung, FBK Liesegang, Kollegin Zaharova und ein Diplomand bei deiner Dankesrede) ging es intimer zu. Der Bär "tobte" draußen auf dem großen Schulhof. Dafür waren hier auch die Kleinen von den vierten Klassen anwesend, die für ihre Ergebnisse in der ersten Internationalen Vergleichsarbeit Deutsch ausgezeichnet wurden. (Viertes Bild) Ich habe etwas gegen die Test- Wut und die Rolle, die Rankings hier spielen (die Schüler liefern sich groteske Kämpfe um die Zehntel- Stellen hinter dem Komma, die über Platz 1 oder 2 in der Klassen- und Schulwertung entscheiden), aber die Kleinen nahmen die Maske mit deutsch- rumänischen Fahnen und ihre Urkunden stolz entgegen. Wenigstens gibt es bei den Deutschen nur das Prädikat aufgedruckt und keine Punkte. 

Hier haben wir dann noch einen Kaffee getrunken und von einem jungen Deutsch- Kollegen, der gerade seinen Master macht, erfahren, wie die Lehrer- Förderung hier läuft. Für drei Jahre bekommen die angehenden Lehrer/innen richtig viel Geld als Anreiz. Dann fallen sie auf das normale Gehalts- Niveau zurück, meint, verlassen die Schulen. Man sieht, der Anreiz ist falsch gesetzt. Trotzdem hofft mein Chef, dass der junge Mann bleibt. Er wird demnächst alle Stipendien angeboten bekommen, die vom PAD für Lehrer- Weiterbildungen vergeben werden. Mal sehen, ob es hilft. 

Abends noch einmal essen, Dieses Mal in einem Nobelrestaurant gegenüber der Deutschen Botschaft. Es war auch Christine Gockels letzter Abend mit uns. Sie wird nach Hongkong versetzt und ich habe mit Interesse gehört, wie der Umzug von Botschaftsangehörigen organisiert wird und wie das mit den Katzen ist, die - wegen Tollwut - mehrere Monate gut und teuer betreut in Quarantäne müssen. Wenn das Opa Wilde hören könnte...

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