Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 17. September 2018

Urlaub- Brasov am 13. 07.2018

Brasov/ Kronstadt. Wo anfangen? Die Auswahl der Bilder ist nur eine kleine Auswahl und vieles bleibt notwendig unterbelichtet. Mehr noch als für Sibiu trifft hier zu, dass die Stadt in ihrer spätmittelalterlichen und Renaissance- Gestalt "eingeschlafen" ist. Ein derart geschlossenes historisches Stadtbild ist in Europa - Osteuropa sowieso - äußerst selten. Hinzu kommen die in weiten Teilen intakte Stadtbefestigung, die unzähligen Kirchen diverser Religionsgemeinschaften und die einfach traumhafte Lage in mehreren Tälern zwischen grünen Bergen.

Wir begannen unseren Stadtgang unterhalb des Kolping- Hotels und stießen als erstes auf einen Friedhof aus dem Ersten Weltkrieg, der Grabsteine mit Namen unzähliger Nationalitäten enthielt. In der Stadt der Siebenbürger Sachsen wohnten und lebten also ganz unterschiedliche Völkchen und das weitgehend friedlich. 

Die mittelalterliche Stadtbefestigung mit ihren Türmen und Mauern gibt es ebenso wie die Bastionen aus der Zeit der Renaissance und auch ein klassizistisches - eher Triumphtor - ist vorhanden. (Bild oben) Unweit dieses Stadtausgangs, der eigentlich in so etwas wie eine Neustadt bzw. eine ehemalige Ackerbürger- Vorstadt (mit der ältesten rumänischen Schule auf einem Kirchengelände) führt, findet sich die große Synagoge. (Bild zwei) Ein Holocaust- Denkmal im Hof erinnert an die dunklen Kapitel der Stadtgeschichte, ansonsten gab es dort reges Leben.

In umgekehrter Richtung, also stadtauswärts, ist der zentrale Platz jener vor der Kirche mit der rumänischen Schule. (Bild drei) Im Zentrum des Platzes steht übrigens ein stürmender Soldat; anders als bei uns sind die Heldendenkmäler selten im trauernden Gestus gehalten. Rumänen waren offenbar Sieger der Geschichte - Trianon mit einem Großrumänien als Ergebnis (Einschluss Transsilvaniens, Anschluss der Bukowina usw.) lässt grüßen.

Auf dem Weg zurück zum Marktplatz (Bild fünf) kommt man durch Gassen und kleine Straßen mit Hinterhöfen usw., die den mittelalterlichen Charakter der Altstadt deutlich zeigen. (Bild vier) Angesichts dieser Enge der Bebauung überrascht dann der - wie in Sibiu - überaus großzügige und Reichtum atmende Markt mit einem Rathaus im Zentrum. Das Bild fünf zeigt nur eine Seite des Marktplatzes, auf dem gerade irgendein Musik- und Lesefestival stattfand. Man verkaufte Bücher und CDs und es gab Gesang und Lesungen.

In den Seitenstraßen dasselbe rege Leben. Gaststätte reiht sich an Gaststätte und dem Touristen wird wirklich viel Auswahl geboten. (Bild sechs)

Außerhalb des inneren Stadtrings mit den Mauern gegen die rechte Bergseite (Bild neun) sind die alten Wallanlagen großzügig begrünt und es stehen dort repräsentative Bauten aus dem 19. Jahrhundert - Banken, ein Polizei- Hauptquartier usw. (Bild sieben) Man muss diesen Streifen hinter sich lassen und den kleinen Berg hinauf steigen, der eine Festung enthält, von der aus man das Tal und die Stadt und die vorgelagerten Gebiete im Schussfeld hatte. (Bild neun) Klar, von dort oben hat man einen fantastischen Blick über die Stadt. (Bild unten)

Neben der langgezogenen Befestigungsmauer zwischen zwei Bastionen (Bild acht) gibt es auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt noch einen mehrgliedrigen Verteidigungsring entlang eines romantischen Baches (Bild acht), der wahrscheinlich auch zum Antrieb von Mühlen wie zur Wasserversorgung der Stadt genutzt wurde. Das besondere Problem der Stadtlage wird hier sichtbar. Unmittelbar hinter der letzten Mauer steigen die Hänge mehrere Meter hinauf und feindliche Armeen, die dort oben standen, konnten ungestört in die Stadt hinein schießen. Also gibt es oberhalb der Mauern auf dem Berg noch Wehrtürme und kleine Bastionen zur Vorfeldverteidigung. Dort kann man schön unter schattigen Bäumen spazieren gehen.

Wie groß allein die Teile der Altstadt sind erkennt man daran, dass wir wirklich den ganzen Tag kreuz und quer durch die Stadt wanderten. Uta schwächelte am Ende ein bisschen, obwohl wir natürlich Kaffee- Pausen einlegten, zu Mittag speisten usw. Dabei waren wir nicht einmal mit der Seilbahn den Berg hinauf gefahren und auch andere Attraktionen ließen wir aus. Museen haben wir keine besucht usw. usf. Das Stadtbild allein reicht aus, um sich unsagbar wohl zu fühlen, weswegen Uta Brasov auch zu ihrer Lieblingsstadt und den Besuch dort als den Höhepunkt des Urlaubs bezeichnet hat. Am Abend saßen wir dann wieder voll zufrieden auf der Kolping- Terrasse, aßen und tranken gut und genossen den Einbruch der Nacht.

Kann man einzelne Bauwerke als besonders sehenswert qualifizieren? Natürlich dominiert die "schwarze Kirche" das Stadtbild. (Bild unten) Sie heißt so, weil sie nach einem Stadtbrand Verfärbungen behielt. Klar, sehenswert (auch von innen). Aber trotzdem bleibe ich dabei: Der Star ist die Stadt wie sie ist, als Ganzes und unteilbar - einfach schön. Also absolut eine Reise Wert und so wie ich das auch über Lemberg, Czernowitz, Kiew usw. immer sage: Wer Brasov nicht gesehen hat, sollte nicht behaupten, Europa zu kennen!










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